Hier ist nicht das Möbelstück an sich gemeint!
Ich meine heute die Angst vor Gesprächen in offiziellerem Rahmen, in größerer Runde.
Also nicht die „Tür- und Angel“-Gespräche mal eben zwischendurch mit der Lehrerin, dem Erzieher, der Alltagsbegleitung.
Sondern interdisziplinäre Gespräche mit Institutionen, Therapeuten, finanziellen Trägern. Z.B. auch Hilfeplangespräche…
So oft bekomme ich in der Beratung Anfragen wie:
„Können Sie uns helfen? Wir haben einen Termin mit der Schule/ dem Kindergarten/ dem Jugendamt/ dem Versorgungsamt/ der Agentur für Arbeit/ der Wohngruppe… Wir trauen und das allein nicht (mehr) zu!“
Eigentlich sollten solche Gespräche tolle Möglichkeiten sein, sich auszutauschen, bisherige Ziele zu überprüfen, neue Ziele zu setzen…
Was aber meist vorherrscht ist Angst - bis hin zur blanken Panik!
„Was wird dort passieren? Was, wenn ich mich/ uns nicht gut genug „verkaufe“? Was, wenn alles zu gut läuft und niemand unsere Last erkennt? Was, wenn Leistungen am Ende gestrichen werden? Was, wenn ich gar nicht zu Wort komme? Was, wenn ich was sagen muss? Was soll/kann/darf/muss ich sagen?“
Und so weiter…
Und diese Sorgen, diese Ängste kommen meist nicht „ganz überraschend“ und „aus dem Nichts“…
Denn die Betroffenen haben oft genug schon Gespräche erleben müssen, die eben nicht gut gelaufen sind, die anstrengend, nicht zielführend und erschreckend waren…
„Ich fühlte mich wie auf der Anklagebank!“, sagte Tims Mutter nach dem ersten Hilfeplangespräch.
„Mein erwachsener Sohn hat nach dem Gespräch mit der Dame vom medizinischen Dienst einen so heftigen Meltdown gehabt, dass er für eine Woche das Zimmer nicht mehr verlassen hat…“, erzählte Frau Brink.
„Ich habe jetzt schon Angst vor dem Gespräch in einem halben Jahr!“, schrieb die Mutter von Jolanda.
Ich bin jedes Mal entsetzt, wie viel Angst durch solche Gespräche verbreitet wird… durch Gespräche, die doch eigentlich demjenigen, für den der Austausch anberaumt wird, helfen sollen…
Es darf nicht sein, dass man sich nicht mehr traut, offen zu sprechen, dass man schon Wochen vor dem Termin Alpträume bekommt, zitternd zum Termin fährt, sich im Anschluss an nichts mehr erinnern kann und nur noch froh ist, „es“ überstanden zu haben!
Aber soll ich euch mal was verraten?
Diese Angst vor „runden Tischen“ haben nicht nur die Eltern oder die Betroffenen selbst… nein! Tatsächlich sind auch die Therapeuten/Innen, Lehrer/Innen, Erzieher/Innen etc. vor solchen Terminen oft maximal aufgeregt und haben Angst, wie das Ganze wohl laufen wird, was ihre Vorgesetzten im Nachhinein zu den Ergebnissen sagen werden, etc. …
Hilfen im pädagogischen und auch sozialen Kontext sind meist eingebettet in Strukturen.
Also müssen verschiedene Ebenen miteinander arbeiten.
Jede dieser Ebenen hat einen eigenen Blick auf die anzubietende Hilfe.
Die einen brauchen Hilfe.
Die anderen müssen diese Hilfe erbringen.
Und die Dritten müssen die Hilfe finanzieren.
Jeder Einzelne hat hier seine Sorgen, seine Vorgaben und seine Wünsche.
Niemand ist besser oder wichtiger als der andere.
Es sitzen alle im selben Boot (Redewendung) und kommen nur gemeinsam ans Ziel, wenn auch alle in dieselbe Richtung steuern und beim Erreichen des Zieles möglichst gemeinsam arbeiten.
Ich begleite solche Gespräche gern, gebe gern den sachlichen Input, bilde eine Schnittstelle zwischen den Gesprächs-Parteien.
Noch lieber bereite ich solche Gespräche gern auch langfristig vor, denn eine gute Vorbereitung kann helfen, Ängste zu nehmen und diese Termine erfolgreich zu gestalten.
Welche Fragen wir uns in einer solchen Vorbereitung stellen? Dazu mehr im Blog „Keine Angst vor „Runden Tischen“.
Bleibt neugierig
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