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Janina Jörgens

"Gentle parenting" - Gemeinsam auf Augenhöhe - geht das?

Aktualisiert: 26. Juli


Mutter und Kind auf Augenhöhe


„Gentle parenting“ - das klingt nach „immer nett sein“, „sich auf der Nase herumtanzen lassen“, „weichgespült sein“.

 

Ein Erziehungsstil, bei dem man gemeinsam auf Augenhöhe sein möchte - geht das überhaupt?

 

Es ist wie immer ein Stil, eine Methode, eine Idee. Ein Angebot unter vielen.

 

Und vor allem „nur“ ein Angebot, eine Methode, eine Idee, ein Stil.

 

Es ist kein Absolutismus und kein AlleinAllheilmittel.

 

Es bedeutet nicht: „Gib die Zügel aus der Hand“ und „Kinder an die Macht“. Es heißt nicht: „Es gibt keine Regeln“, „Mach, was du willst“ oder gar „Ist mir egal“.

 

Ganz im Gegenteil!

 

Es bedeutet: Frage nach. Versuche dich einzufühlen. Zeige Verständnis. Sei dir der unterschiedlichen Entwicklungsstufen zwischen Dir und Deinem Kind bewusst.

 

Kinder sind nicht im ersten Schritt gleich logisch, tolerant und lösungsorientiert. 

Sie können (noch) nicht „erst mal abwarten“, „überlegen“, Tipps, Ideen oder Erläuterungen von außen annehmen.

 

Kinder reagieren in Krisen impulsiv. Sie handeln aus Selbstschutz. Sie geraten schneller in Not und Panik, handeln dann womöglich aus den steinzeitlichen Reaktionsmustern Flucht, Kampf oder Erstarren.

 

Gerade bei autistischen Kindern darf man immer wieder hinterfragen: Warum zeigt mein Kind nun dieses Verhalten?

 

Und als Antwort brauche ich nicht immer die logische Schlussfolgerung, denn nicht immer kann ich verstehen, „warum" sich mein Kind gerade so verhält. Ich habe mein Erleben, mein Kind womöglich ein völlig anderes… Aus meiner Sichtweise ist doch „alles in bester Ordnung???“.

 

Wenn (m)ein Kind ein für mich unverständliches Verhalten zeigt, tut es das meiner Meinung nach immer aus einem guten Grund. Und es genügt, diese Tatsache zunächst einfach anzuerkennen.

 

Denn dann habe ich schon mal erkannt: Das Verhalten richtet sich nicht gegen mich. Das Kind versucht, für sich zu sorgen, irgendetwas stimmt für mein Kind nicht.

 

Und als Bezugsperson bin ich nun gefordert entweder das, was dem Kind gerade Unbehagen verursacht zu beseitigen, zu beheben (so ich weiß, wo die Ursache liegt) oder zumindest den Frust des Kindes zunächst einmal adäquat anzuerkennen.

 

Hier hilft manchmal ein „sich hineinversetzen“. 

 

„Wie habe/hätte ich mich als Kind gefühlt, wenn mein Lieblingsstofftier kaputt oder verloren gegangen wäre?“ 

 

„Wann war ich als Kind mal von der scheinbaren Willkür meiner Eltern total genervt? Wie habe ich mich da gefühlt? Wie hätte ich notwendige Regeln schneller erkennen und akzeptieren können?“

 

„Vor welchen Terminen hatte ich als Kind unglaubliche Angst? Was hätte mir damals geholfen?“

 

Durch solche Fragen begeben wir uns innerlich auf Augenhöhe. Wir können besser den Blickwinkel unserer Kinder einnehmen und vielleicht so manches Verhalten auf einmal viel besser verstehen…

 

Unsere Kinder fühlen sich dann sicher, denn sie fühlen sich verstanden.

 

So können sie sich schneller beruhigen und sind dann auch schneller aufnahmefähig für mögliche Alternativen, für Lösungsvorschläge, für ein „Heute nicht, Morgen wieder“.

 

Und all das findet bestenfalls in einem sicheren Rahmen aus verlässlichen, akzeptablen Regeln statt, den wir als Erwachsene für unsere Kinder aufbauen und halten. Denn auch der gibt den Kindern Sicherheit.

Denn Kinder brauchen zunächst Wurzeln - und dann Flügel. ;-)

 

In diesem Sinne: Bleibt neugierig aufeinander.

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