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Janina Jörgens

Lob? Nein Danke! - Für PDAer ist auch Lob eine Anforderung


Kind versteckt sich hinter Händen


Was? Aber loben ist doch toll!!!

Ja - aber….

 

Gerade Menschen mit einem PDA-Profil (pathological demand avoidance - pathologische Anforderungs Vermeidung) reagieren auf Lob oft sehr anders als erwartet.

 

Anstatt sich zu freuen, stolz zu sein oder vielleicht etwas beschämt mit leicht roten Bäckchen zur Seite zu schauen, bricht (mal wieder) ein emotionaler Vulkan aus…

 

Aber warum?

 

Meist liegt das daran, dass ein Lob für PDAer nichts anderes als eine versteckte Anforderung ist.

 

„Das hast du aber toll gemalt!“ wird dann interpretiert als: „Jetzt weiß ich, wie toll du malen kannst - nun erwarte ich diese Leistung immer von dir!“

Das hat niemand auch nur mit einem Wort gesagt, vermutlich auch nicht gedacht oder gemeint… und dennoch…

 

Egal, was der Gesprächspartner sagt, egal, wie der Gesprächspartner etwas sagt… PDAer verstehen und interpretieren alles nur mit dem „Apell-Ohr“ (s. 4-Ohren-Kommunikationsmodell von Schulz von Thun).

 

Lob wird von vielen PDAern auch als „Bloßstellen“ empfunden. Eigentlich wollen sie nicht auffallen… Sie wollen ihre Ruhe haben, denn Ruhe bedeutet: keine Anforderungen, die die eigene Autonomie bedrohen.

 

Wenn dann die Lehrerin das Heft mit den Hausaufgaben erfreut hochreckt und der ganzen Klasse zeigt mit den Worten: „Schaut euch das mal an! Das hat Timo geschrieben und illustriert! Ist das nicht großartig!?“… Was wird passieren? Alle schauen Timo an - und da ist es völlig egal, ob sie ihn wohlwollend, staunend, begeistert oder missbilligend anschauen. Das ist für Timo einfach nur unendlich peinlich… Wenn es ganz schlimm wird, sprechen ihn womöglich im Nachgang sogar die Kinder selbst nochmal in der Pause auf seine tolle Leistung an… Wie bitte, soll man denn da dann reagieren????

 

Zudem erlebe ich bei vielen meiner Klienten mit PDA-Profil sehr oft einen hohen Anspruch an sich selbst. Sie empfinden ihre eigenen Taten oftmals als nicht genügend, schlecht und voller Mängel.

 

Oftmals unterstellen sie sogar dem Menschen, der ein Lob ausgesprochen hat, hier eine Lüge ausgesprochen zu haben. „Hier gibt es nichts Lobenswertes“ …

 

Vielleicht hat so manch einer einfach so oft Kritik erfahren müssen, dass er Lob einfach nicht mehr annehmen, ja, es gar nicht mehr für wahr annehmen kann.

Dieser Gedanke stimmt mich unendlich traurig…

 

Tatsächlich durfte ich aber feststellen, dass es im Laufe der Zeit für die Klienten oft einfacher wurde, ein Lob anzunehmen.

Es half, wenn ich möglichst sachlich und konkret lobte. 

Statt: „Das hast du aber toll gemalt!“ kam ein „Hier auf dem Bild gefallen mir besonders die Schattierungen / die Farbauswahl / die Lebendigkeit der Figuren /… gut!“ oft deutlich besser an.

 

Auch hier hilft im Einzelfall wieder mal nur ein beobachten und ausprobieren.

Welche Art von Lob kann dein Gegenüber tolerieren? Wie kann er lernen, seine Leistungen selbst wertzuschätzen? 

 

Bleibt flexibel, kreativ und neugierig. 

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