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Janina Jörgens

Mama, mir geht's nicht gut! Ich hab Schule!


Trauriges Kind in Schule


Maria, 11 Jahre, Autistin, liegt im Bett und mag nicht aufstehen. Ihre Mama war nun schon 3 Mal zum Wecken bei ihr und wird langsam ungeduldig.

 

„Nun komm, steh auf und mach dich fertig! Ich hab dir auch schon Frühstück gemacht! Der Bus wartet nicht!“

 

„Mama! Mir geht’s nicht gut!“

 

„Oh! Schatz! Was ist los? Was hast du denn?“

 

„Ich hab …… Schule….“ - und Maria beginnt zu weinen.

 

 

Maria ist Autistin und es ist ihr unerträglich, zu lügen. Also sagt sie auch in diesem Moment die Wahrheit!

Es geht ihr nicht gut. Aber es gibt keine „wirkliche Ursache“, also kein körperliches Unwohlsein oder Ähnliches. Sie hat keine Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Erkältung… Sie hat Schule…

 

Und momentan scheint Schule einfach zu viele Anforderungen an Maria zu stellen. Oder ihre eigenen Ressourcen sind gerade erschöpft.

 

Nicht immer können wir in solchen Momenten erklären, wo genau das Problem seine Ursache hat.

Vielleicht braucht Maria „einfach“ „nur“ eine Pause.

 

Ich würde mir wünschen, dass es flexiblere Möglichkeiten gäbe für Kinder wie Maria - ach eigentlich für alle Kinder. 

 

Es wäre toll, wenn wir gelernt hätten, dass Homeschooling oder Online-Unterricht auch gelingen kann, dass hybrider Unterricht möglich ist und absolut zielführend sein kann…

 

Gerade für neurodivergente Kinder ist oft das „Drumherum“, welches ein Schultag mit sich bringt, deutlich anstrengender, als der Unterricht an sich.

 

Sie würden gern lernen, sind meist außerordentlich wissbegierig. Aber es ist so viel schwerer, in einem vollen, lauten, muffigen Klassenraum zu lernen, als zu Hause. 

 

Die steife Jeans und der kratzige Pullover fordern so viel Aufmerksamkeit, dass für Algebra kaum noch was übrig bleibt. Aber der Jogginganzug darf leider nur zu Hause und nicht in der Schule getragen werden…

 

Die „große Pause“, die Hofpause, erleben diese Kinder häufig als maximal anstrengend! Nach einer solchen „Zwangspause“ sind sie oftmals überhaupt nicht mehr in der Lage, sich auf Unterrichtsinhalte einzulassen…

 

Allein der Schulweg kostet Kinder mit einem sensiblen Nervensystem bereits den Großteil ihrer Ressourcen. 

 

Unser Schulsystem bietet aber für solche Bedürfnisse keinerlei Nischen.

 

Unterrichtsstart um 8 Uhr. Große Pause um 11.30 Uhr. Schulschluss 13.30 Uhr. Mathe, Englisch, Religion, Physik, Sport, Hausaufgaben.

 

 

Ich befürworte eine Bildungspflicht, gern auch eine Schulpflicht - aber diese sollte abgekoppelt werden von einer physischen Anwesenheitspflicht.

 

Wenn meine Klienten und Klientinnen die Möglichkeit hätten, dem Unterricht ab und an von zu Hause aus zu folgen, könnten viele effizienter arbeiten. Sie könnten lernen, auf ihre Ressourcen acht zu geben und Prioritäten zu setzen. Sie wären seltener krank und es käme seltener zu dem so oft in Institutionen beklagten „herausfordernden Verhalten“, denn sie wären seltener bis zum Äußersten herausgefordert und müssten sich nicht so verzweifelt versuchen zu schützen.

 

Und tatsächlich bin ich überzeugt, dass die Kinder diese Freiheiten nicht ausnutzen würden. Denn sie mögen ihre Schulen, Lehrer, Klassenkameraden - naja, zumindest die meisten… ;-)

 

Ich denke sogar, dass ein solches Schulsystem zur Folge hätte, dass die daraus erwachsenden Menschen lernen könnten, auf sich und ihre Bedürfnisse zu achten und es so zu deutlich weniger Fällen von Burnout und geringeren Ausfallzeiten wegen Krankheit und Ähnlichem im Berufsleben führen würde.

 

Ja, es sind Wünsche und Visionen… aber wer weiß…

 

Bis wir solch flexibleren Schulsysteme bekommen, wird es noch lange dauern.

Und dennoch lohnt es sich vielleicht einmal darüber nachzudenken…

 

Achtest du schon auf dich und deine Ressourcen?

Beobachte mal, was diese Fragen und Ideen mit dir machen!

 

Bleibt neugierig aufeinander.

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