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Janina Jörgens

PANDA-Strategien (Teil 3): Negotiation & Collaboration - Verhandlungen und Zusammenarbeit

Aktualisiert: 11. Aug.


Panda


In diesem Blog Beitrag widmen wir uns der 3. PANDA-Strategie, die sich den Möglichkeiten von „Verhandlungen und Zusammenarbeit“ widmet.

 

Schon diese Überschrift zeigt das Prinzip des „Auf-Augenhöhe-Handelns“, was generell im Umgang mit Menschen sehr hilfreich ist und heilsam sein kann.

Insbesondere Autisten, und hier nochmal mehr die, die ein PDA-Profil zeigen, profitieren von einem solch kooperativen Miteinander!

 

Nicht immer von der ersten Sekunde an, denn häufig sind sie nach jahrelangem Unverständnis und Restriktionen misstrauisch - und wenn ihr mich fragt; ich kann das absolut nachvollziehen!

 

Seid daher nicht enttäuscht oder frustriert, wenn ihr nicht direkte Erfolge seht oder nicht sofort nach Anwendung z.B. einer der PANDA-Strategien auf Begeisterung stoßt… Das braucht Zeit! Ihr müsst euch auch mit dieser Haltung erst bei eurem Gegenüber bewähren!

Meist ist allerdings die Dankbarkeit, endlich auf Verständnis zu stoßen, endlich mitreden zu können und zu dürfen so groß, dass sich schnell eine generelle Entspannung einstellt!

 

FAPDA, der Fachverein PDA-Autismus-Profil, fasst unter der Überschrift „Verhandlungen und Zusammenarbeit“ folgende Ideen zusammen:

  • Ruhig bleiben

  • Herausforderungen proaktiv und gemeinsam lösen

  • Fairness & Vertrauen als Basis


Hier in diesem Blog und auch im Podcast habe ich euch bereits vor einiger Zeit eine Folge veröffentlicht, in der ihr diese Strategie gut in der Umsetzung erkennen könnt. Schaut mal nach der Folge mit dem Titel: „PDA in der Therapie: Ergebnisorientiert „um-die-Ecke-arbeiten“.

Doch gehen wir auch die Ideen in der oben genannten Auflistung Schritt für Schritt an.

 


Ruhig bleiben


Leichter gesagt als getan - richtig? Stimmt!

 

Und dennoch ist oftmals dies die wichtigste und effektivste „Erste-Hilfe-Maßnahme“.

Erst mal durchatmen! Bis 10 zählen… oder auch bis 20… ;-) Etwas Abstand gewinnen.

Während dessen können Fragen helfen wie:

„Wie wichtig ist diese Situation oder deren Ergebnis in 10 Jahren?“

„Besteht eine `wirkliche` Gefahr?“

 

Wenn ich festgestellt habe, dass ich in 10 Jahren an diesen Vorfall vermutlich gar nicht mehr denken werde, er keine Auswirkungen haben wird, aktuell keine Verletzten zu beklagen oder zu erwarten sind kann ich mir weitere Fragen stellen:

„Wie geht es meinem Gegenüber gerade?“

„Was können wir nun gemeinsam tun?“

 

Und das führt uns schon zum nächsten Punkt:

 


Herausforderungen proaktiv und gemeinsam lösen

 

Statt über das Geschehene zu diskutieren, nach möglichen Schuldigen zu suchen, können wir unsere Energie lieber gemeinsam in den weiteren, positiveren Verlauf investieren.

 

Meine Oma hat immer gesagt: „Es lohnt sich nicht, über verschüttete Milch zu weinen!“.

Was geschehen ist, ist geschehen. Verschüttete Milch bekomme ich nur schwer zurück in den Krug, eine Beschimpfung hat bereits zu Tränen geführt, das Tablet hat jetzt einen Sprung…

 

Aber: Was können wir nun gemeinsam tun?

 

Gerade in emotional aufgewühlten Situationen schaltet der rationale Teil des Gehirns oft auf Sendepause. In Meltdowns sind die Betroffenen oft kaum ansprechbar, mit Worten nur schwer bis gar nicht zu erreichen.

 

Also widmen wir uns besser proaktiven Ideen zu einer möglichen Lösung…

 

Was brauchst du, damit es dir jetzt besser geht?

Was brauchst du, um weiter arbeiten oder dich beruhigen zu können?

Wie können wir deine Schwester beruhigen / trösten…?

Sollen wir die Bausteine gemeinsam suchen und wieder in die Kiste räumen?

 

 

Fairness & Vertrauen als Basis

 

Vertrauen ist ein ganz zentraler Bestandteil im Miteinander mit Menschen mit PDA-Profil.

 

Ich habe es weiter oben ja schon erwähnt. Es kann sein, dass ihr in eurer Haltung, eurer Standfestigkeit geprüft werdet! Seid ihr das Vertrauen wert? Kann man euch vertrauen?

Das ist nicht böse gemeint… das ist reine Vorsicht.

Menschen im Autismusspektrum trauen mitunter ihrer eigenen Wahrnehmung nicht (mehr), denn sie haben bereits zu oft gehört „Das kann gar nicht sein!“, „Nein, das tut nicht weh!“, „Du stellst dich aber auch immer an!“ und Menschen mit PDA-Profil sind zudem stets verunsichert und haben Angst ihre eigene Autonomie nicht wahren zu können, zu etwas gedrängt zu werden.

 

Werdet ganz bewusst zu verlässlichen Partnern. 

 

Und vielleicht kennt ihr das selbst: Vertrauen braucht Zeit und Bestätigung.

 

Wenn wir im Erwachsenenalter jemanden kennenlernen und eine Beziehung aufbauen wollen, braucht es auch erst mal einige Zeit, bis ein Vertrauen da ist und wachsen kann. 

Und sicherlich hat auch ein jeder es schon (ein)mal erlebt, wie es ist, wenn Vertrauen enttäuscht wird…

Und dieses Gefühl, dieses „Bis-ins-Mark-erschüttert-sein“, das haben auch die ASSler / PDAer, die ihre Mutter anschreien, wenn sie nur 3 Minuten nach der verabredeten Zeit von der Arbeit nach Hause kommt… 

 

Das sind starke Gefühle!

 

Und dennoch sind es „nur“ Gefühle!

Wir dürfen sie als solche anerkennen, akzeptieren, wertschätzen und mit ihnen gehen.

 

Denn auch in den starken Gefühlen steckt zu jeder Zeit ein Sinn!

Angst kann schützen und vor Schaden bewahren.

Wut kann ein toller Anzeiger von unerfüllten Bedürfnissen und Antrieb zu möglichen Veränderungen sein.

Verletzung und „enttäuscht sein“ zeigt an, dass sich jemand in eine Beziehung hineingegeben hat.

 

All das ist menschlich.


 

Wie gut lebt ihr schon auf Augenhöhe mit euren Mitmenschen?

Bleibt neugierig!

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