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Janina Jörgens

Vom "Sprechen und Zuhören" - Kooperation Teil 2


Kind und Frau in Therapie


„Warum geht das Kind immer noch nicht in Kontakt mit mir?“

 

Eine Frage, die oft in Beratungen mit Fachkräften an mich gestellt wird.

 

Meine Antwort: „Woher soll ich das wissen!?“

 

Und das meine ich gar nicht frech oder unhöflich…

 

Ich kann es nicht wissen. Die Gründe können so vielfältig sein… 

  • Vielleicht kennt das Kind die Person noch nicht gut genug?

  • Vielleicht trägt die Person ein starkes Deo oder Parfüm?

  • Vielleicht hat die Person schwarze Haare und das Kind kennt aus seiner Familie nur blonde Menschen?

  • Vielleicht hat das Kind schon mal schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen machen müssen?

  • Vielleicht fand das Kind die bisherigen Angebote uninteressant? Vielleicht zu langweilig? Zu unsicher? Zu anspruchsvoll? Zu unauthentisch? 

  • Vielleicht wurden die Angebote zu schnell zurückgezogen?

  • Vielleicht hatte das Kind keine Möglichkeiten, das Angebot in Ruhe auszuprobieren?

  • Vielleicht konnte es seine Fragen nicht stellen?

  • Vielleicht war es abgelenkt?

 

Meine nächste Frage: „Haben Sie das Kind denn schon mal gefragt?“

 

Schließlich wird es selbst am besten wissen, warum es auf ein Angebot nicht eingeht, nicht eingehen kann, nicht eingehen möchte…

 

Und ja, wenn ich nun ein Kind in einer nicht gelingenden Kontaktanbahnung frage: „Warum spielst du nicht mit mir?“, dann muss ich mich das erst mal trauen!

 

Gerade autistische Kinder geben manchmal selbst auf eine so direkte Frage auch eine sehr direkte Antwort. 

„Ich finde dich doof...“

„Das ist langweilig.“

 

Damit muss man dann auch erst mal umgehen können, solche Aussagen niemals persönlich nehmen, und auch die Bedeutungen dahinter erkennen.

Die Aussage: „Ich finde dich doof.“, versteckt vielleicht ein „Ich kenne dich noch nicht gut genug.“.

Mit: „Das ist langweilig.“ ist womöglich gemeint: „Das habe ich schon mal gemacht.“ oder „Das ist zu kindisch.“ Oder auch „Das ist zu schwer - das traue ich mir noch nicht zu - aber auch das traue ich mich nicht zu sagen.“

 

Wir dürfen also lernen, „zwischen den Zeilen zu lesen“, also auch das zu verstehen, was nicht gesagt wurde.

 

Beobachtet die Kinder. Wie wirken sie, wenn sie diese Aussagen machen? Schauen sie euch an? Schauen sie betreten weg? Wenden sie sich ab? Fühlen sie sich in der Situation unwohl?

 

Stellt euch Fragen wie: Wie würde ich mich in der Situation des Kindes fühlen? Was könnte das Kind stören? Aber auch: Was braucht es, um in Kontakt gehen zu können?

 

Manchmal kann der Schritt des bewussten Zuhörens und gemeinsamen Sprechens hier schon wirklich viel helfen.

 

Es kann auch helfen, wenn ihr eine Frage aufschreibt und das Kind kann sich in Ruhe und vielleicht in Begleitung seiner Safe Persons zu Hause darüber Gedanken machen. 

 

Allein das kann helfen, weil das Kind so erfahren kann: Da ist jemand, der nimmt mich und meine Bedürfnisse ernst! Der will wirklich mit mir in Kontakt kommen und mir nicht nur seine Ideen überstülpen.

 

Denn die Beantwortung solch tiefgründiger und wichtiger Fragen klappt oft nicht „von jetzt auf gleich“. Auch das braucht Zeit.

 

Einfach Zeit!

Und da drängt er sich schon wieder förmlich auf - mein Lieblingsspruch:

„Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“

 

Freut euch auf den nächsten Artikel. Da geht es dann um das Thema Sicherheit und Druckfreiheit.

 

Bleibt neugierig!

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