Ich habe für mich im Laufe der Jahre entdeckt, dass Authentizität und Selbstliebe eng miteinander zusammenhängen.
Somit bin ich dann auch zunehmend (wieder) bewusst authentischer geworden.
Schon als Kind ging ich am liebsten meine eigenen Wege, fand Musik toll, die vielleicht nicht unbedingt dem jeweils aktuellen Mainstream entsprach, stellte -mir unverständliche- Höflichkeitsfloskeln und -rituale in Frage, gab ehrliche Antworten - auch auf rein rhetorische Fragen…
Und damit eckte ich hier und da auch gern mal an, wurde misstrauisch beäugt oder auch mal zurechtgewiesen.
So lernt man schon früh, dass nicht alles, was im eigenen Kopf vorgeht, auch nach draußen dringen sollte… Man hinterfragt sich selbst: „Darf ich das nun nur denken oder darf ich es auch sagen?“
Dies kann der erste Schritt in Richtung Maskieren sein - wenn man nicht in einem Umfeld aufwächst, welches hier das „sich-selbst-hinterfragen“ rechtzeitig hinterfragt. Meine Eltern gaben mir jederzeit zu Hause die Möglichkeit, die mitunter merkwürdigen Verhaltensweisen von Mitmenschen zu besprechen. Zu Hause durfte ich alles hinterfragen, anzweifeln und von allen Seiten beleuchten.
Wie wichtig das für mich war, habe ich erst viele Jahre später verstanden.
Tatsächlich geriet ich natürlich doch im Laufe des Erwachsenwerdens in die „Alltags-Mühle“ von „man tut“ und „man macht“. Ich passte mich an, versuchte, nicht zu sehr aufzufallen und lebte oft gegen meine eigenen Bedürfnisse, wie z.B. dem nach mehr Rückzug.
Und vor ein paar Jahren sagten mir mein Körper und meine Seele sehr laut, dass das so nun bitte nicht weitergehen soll.
Achtsamkeit und Dankbarkeit brachten mich zurück zu mir selbst. Und zurück zur Authentizität, die mir immer sehr wichtig war. „Ich muss auf mich aufpassen, denn ohne mich kann ich nicht leben!“ stand irgendwann mal in einem meiner Tagebücher. Darauf durfte ich mich nun wieder besinnen.
„Wie authentisch bist Du?“, wurde ich heute gefragt.
Nun: für mich 100 %. Ich verleugne mich nicht, niemals mehr! Wenn ich eine Pause brauche, dann nehme ich sie mir, wenn es mir nicht gut geht, gebe ich meinem Umfeld darüber Bescheid, damit alle auf mich Rücksicht nehmen können, wenn mir Einladungen zu Festen, die ich nicht besuchen möchte, ins Haus flattern, sage ich diese ab. - Und hier kommt ein „Aber…“. Aber ich muss dem Einladenden nicht „auf die Nase binden“ (RW), dass ich einige der anderen Teilnehmer nicht mag. Ich muss auch nicht episch ausbreiten, dass mir meine Couch am Wochenende viel lieber ist, da ich einfach nach einer anstrengenden Woche Kraft tanken muss oder dass ich die angekündigte Menüfolge nicht mag, weil der Gastgeber einfach kein begnadeter Koch ist…
Das muss nicht sein, weil es möglicherweise die Gefühle meines Gegenübers verletzen würde - und das möchte ich nicht.
Und jetzt kommt noch ein „Aber“.
Aber wenn ich konkret gefragt werde, warum ich nicht zu der Party komme, ob es evtl. an dieser oder jener Person liegt, oder ob ich das Essen nicht mag, dann wäre ich ehrlich. Denn dann scheint mein Gegenüber ja schon etwas zu ahnen und dann sind wir ja sowieso auf „emotionaler Augenhöhe“. Hier ist ein wenig mehr Authentizität dann wieder passend.
Ich bin also gern für mich und andere authentisch. So weiß dann jeder relativ sicher, wie er mit dem anderen umgehen kann, was man sich aktuell gegenseitig zumuten kann und was eben vielleicht gerade im Augenblick nicht.
Und dennoch beherzige ich parallel gern den Ratschlag der „drei Siebe“ von Sokrates:
Das, was Du zu sagen hast:
Ist es wahr?
Ist es gut?
Ist es nützlich?
…Ansonsten überlege, ob es besser ist, zu schweigen.
Ich beantworte gern Fragen, die an mich gestellt werden. Auch persönliche. Wenn es zu persönlich werden sollte, bin ich auch authentisch und gebe Bescheid, dass hier die Grenze meiner Auskunftsfreudigkeit erreicht ist. 😊
Denn auch die eigenen Grenzen aufzuzeigen ist authentisch.
In diesem Sinne:
Bleibt neugierig aufeinander. 🍀
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