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Janina Jörgens

Zeigt her eure Füße! - Autismus von Kopf bis Fuß


Kinderfüße


Meine Klienten haben Schuhe an, wie jeder andere Mensch auch - also manchmal… Manchmal ertragen sie Schuhe aber auch gar nicht - und schon gar keine Socken!

 

Viel zu eng, zu kratzig, zu warm, zu - was auch immer…

 

Zu Hause mag das noch kein Problem darstellen und Kindern sieht man ein barfußlaufen noch eher nach. 

In Kita und Schule kommen dann die ersten Diskussionen auf - Barfuß? Nein, das geht nicht!

 

Glücklicherweise gibt es mittlerweile ein wirklich großes Angebot an unterschiedlichsten Barfuß-Schuhen! Eine sehr dankenswerte Entwicklung!

 

Gerade in den letzten Jahren hat sich ja sogar schon ein wenig die Erkenntnis breit gemacht, das barfußlaufen aus unterschiedlichen Gründen sogar recht gesund ist!

Hier werden dann lobend die Verbesserungen von Haltungsschäden, Deformationen oder Muskelverspannungen erwähnt. 

 

Und das stimmt! Ich bin begeisterter Barfuß-Schuh-Träger - auch aus diesen Gründen.

 

Aber auch aus ganz anderen…

 

Gerade für neurodivergente Menschen können die Füße entweder eine Pforte für zusätzliche, dann eventuell störende oder überwältigende Reize sein.

 

Sie können aber auch tolle Rückmeldungen geben und so Ressourcen öffnen!

 

Ich selbst bin früher im Wald immer mit gesenktem Blick umhergelaufen. Nicht etwa, weil mir der Wald nicht gefallen hätte - ganz im Gegenteil. Aber wenn ich die Bäume bestaunen oder einem Vogel hinterherschauen wollte, dann musste ich dafür erst stehen bleiben…

 

Durch die dicken Sohlen meiner Schuhe hatte ich im Wald, auf unwegsamem Gelände, stets ein höchst unsicheres Gefühl. Also hielt ich immer angestrengt Ausschau nach möglichen „Stolperfallen“ wie z.B. losen Steinen, Eicheln, Laub, matschigen und potentiell rutschigen Stellen, etc.

 

Die dünnen Sohlen der Barfuß-Schuhe liefern mir nun direkt die taktile Rückmeldung - ich muss nicht mehr dauernd auf den Boden blicken und habe nun die Freiheit, meinen Blick zu heben und lieber nach Eichhörnchen Ausschau zu halten. ;-)

 

Ich fühle mich in den Barfuß-Schuhen auch nicht mehr so „hilflos“ und „ausgeliefert“, denn sollte ich doch einmal ins Rutschen kommen, dann können meine Füße effektiv mitarbeiten. Sie können sich um Stöckchen oder Steine „herumkrallen“, sorgen also selbst für mehr Sicherheit. Mit einer mehr oder minder steifen Sohle gelingt dies nicht.

 

Viele meiner Klienten sind ebenfalls begeisterte Barfuß-Läufer oder auch Barfuß-Schuh-Träger. Häufig schon allein deshalb, weil sie hier Schuhe gefunden haben, die nicht zu eng oder zu hart waren. Schuhe, in denen sich die Füße dennoch bewegen können.

 

Andere jedoch finden barfuß-laufen ganz gruselig, weil zu viele Reize nun auch noch über die Füße zu erfahren wären. Hier sind festere Schuhe und Hausschuhe dann eine große Entlastung und sollten unbedingt angeboten werden!

 

Meinen Klienten biete ich in der Therapie viele Wahrnehmungserfahrungen - auch und insbesondere - über die Füße an.

 

Und das wird erstaunlich oft sehr gut toleriert.

Warum?

Nun, die Füße sind relativ weit weg. Wenn ich also hier eine Massage anbiete, komme ich den Klienten dennoch nicht zu nahe.

Die Füße kann man auch schnell und effektiv wegziehen - wenn es doch mal zu viel sein sollte.

Und die Füße freuen sich meist nach einem langen SchuH/Ltag auch über etwas Input und Freiheit. ;-)

 

Es gibt auch jede Menge Hilfen über die Füße!

 

Z.B. kann es hilfreich sein, leichte Gewichtsmanschetten um die Fußgelenke zu legen, um das Gehen und Balancieren sicherer zu machen. Durch das zusätzliche Gewicht wird ein stärkerer Reiz zurückgemeldet.

 

Manche meiner Klienten profitierten von einer Gras-Matte aus Kunststoff, welche während der Schularbeiten unter ihren Füßen lag. Kinder, die sonst unruhig auf dem Stuhl hin- und herrutschen, weil sie sich zusätzliche Reize holen müssen, um sich konzentrieren zu können, konnten nun ruhiger sitzen, ihre Füße in den etwas kratzigen Halmen vergraben.

 

Therapie von Kopf bis Fuß sozusagen! ;-)

 

Die richtigen Schuhe zu finden kann mühsam sein und recht lang dauern. 

Aber wenn ihr überlegt, wie viele Kilometer euch eure Füße durch euer Leben tragen: Es lohnt sich!

 

Bleibt neugierig!


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