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Janina Jörgens

Ableismus - Was ist denn das nun wieder?


Kinder mit Fingerfarben in der Hand


Ableismus… was ist denn das nun wieder?

„Ableismus ist das Fachwort für die ungerechtfertigte Ungleichbehandlung („Diskriminierung“) wegen einer körperlichen oder psychischen Beeinträchtigung oder aufgrund von Lernschwierigkeiten.“ (Zitat EUTB - Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung; Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung, Berlin))

 

Es ist ein „Vorwegnehmen“. 

„Weil du diese Behinderung hast, kannst du das nicht.“

 

Ableismus spricht Fähigkeiten ab und schreibt Bedürftigkeiten zu.

 

Es ist zum Beispiel ziemlich unpassend, eine erwachsene Person mit einer möglicherweise sichtbaren Behinderung wie z.B. Down-Syndrom mit „Du“ anzusprechen… 

Es ist übergriffig, eine ältere Dame mit Rollator einfach über die Straße zu schieben…

Es ist äußerst unweit gedacht, einem Rollstuhlfahrer zu unterstellen, er mache keinen Sport oder einer übergewichtigen Person, sie sei einfach zu schwach…

 

All dies kann man vermeiden - ganz einfach: Nachfragen.

 

Das wird besonders im Bereich der Neurodivergenzen wie auch psychischen Erkrankungen wichtig.

Denn diese sind unsichtbar.

Und sie sind äußerst vielschichtig und individuell.

 

Das große Spektrum an Symptomen, die wir zum Beispiel in der „Sammeldiagnose“ Autismusspektrumstörung sehen, macht Pauschalisierungen eigentlich gänzlich unmöglich.

Und gerade deshalb erleben wir ausgerechnet hier Ableismus ach so oft.

 

„Ah! Du bist Autist! Ok - wir setzen dich dann mal hier allein in die Ecke.“

??? Bitte???

„Letztes Jahr hatte ich hier auch eine Autistin. Guck mal, hier ist so ein Stressball.“

Äh….

„Ich kenne mich aus mit Autismus. Die sind immer super in Mathe und so…“

Ne, ist klar….

 

Oh Mann… Bullshitbingo!

 

Eine ableistische Denkweise setzt voraus, dass Autisten sich isolieren, keine Freunde haben wollen, keinen Blickkontakt halten können, eine spezielle Begabung haben, komische Geräusche machen und mit den Händen flattern…

 

Und dann wundert man sich, wenn Autisten ihre Diagnose nicht anerkennen wollen, sich damit nicht identifizieren können, ein Outing auf jeden Fall versuchen zu vermeiden und einfach noch mehr maskieren und sich damit an ihre Leistungsgrenzen bringen und sich womöglich nachhaltig schaden?

Fragt nach: Wie ist „dein Autismus“?

 

Eine ableistische Einstellung setzt voraus, dass sich der Mensch mit einer Behinderung nicht gut fühlt, nicht gut fühlen kann(!), dass er therapie- und hilfebedürftig ist…

 

Und dann wundert man sich, wenn Therapien abgelehnt und Ziele nicht erreicht werden. 

Es muss akzeptiert werden, wenn Therapien abgelehnt werden. Auch wenn es für manch einen unfassbar erscheint - manchmal ist weniger mehr…

Fragt nach: Was wünschst du dir? Kann/ Darf/ Soll ich dir helfen?

 

Ableismus ist unreflektiert und unverschämt.

 

Jeder Mensch hat das Recht vollumfänglich akzeptiert und respektiert zu werden. In seinem ganzen und kompletten Sein.

 

Jeder Mensch - egal ob mit oder ohne Behinderung, egal ob weiß oder bunt, egal ob männlich oder weiblich oder divers, egal ob Kind oder Erwachsener - einfach egal.

Mensch ist Mensch!

 

Geht aufeinander zu und seid wertschätzend neugierig.

Bis zum nächsten Mal! ;-)

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