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Online Beratung/ Therapie für Autisten? Ist das sinnvoll?

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„Online? Was soll das bringen???“ - Diese Frage wird mir meist gestellt, wenn ich berichte, dass ich Therapien wie auch Beratungen und Coachings für Eltern, Fachkräfte aber auch die Autisten selbst online anbiete.

 

Nun - es hat sich als absolut praktikabel erwiesen, wenn man sich online treffen kann.

 

Denn dann benötigt man viel weniger Zeit, da Fahrtwege entfallen und man nichts organisieren muss wie z.B. Betreuung eines Geschwisterkindes in der Zwischenzeit, sich „fertig“ machen, etc. In der Zeit der Beratung kann im Hintergrund die Waschmaschine laufen, das Kind kann im eigenen Zimmer spielen oder auch bei der Besprechung dabei sein.

 

Schön ist auch, dass wir örtlich frei arbeiten können, das heißt, ich kann mit Menschen im gesamten deutschsprachigen Raum arbeiten - und nicht nur mit denen, die zufällig in meiner Umgebung wohnen.

Denn gerade zum Thema Autismus, PDA und autistischer Burnout sind erfahrene Ansprechpartner noch recht rar gesät und vielleicht nicht gerade „um die Ecke“ zu finden.

 

Online kann man zudem äußerst effektiv arbeiten.

Keiner wird abgelenkt durch allzu langes „Small-Talk-Vorgeplänkel“ wie „Möchten Sie einen Kaffee?“, „Wie war die Fahrt?“ oder die eigenen, internen Fragen wie „Welchen Stuhl soll ich wählen?“, „Bin ich zu warm angezogen?“, etc…

 

Wir klären vorab per Fragebögen die aktuellen, zu besprechenden Themen. So kann man sich bereits im Vorfeld auch mit den mitbetreuenden Menschen abstimmen und austauschen. „Welche Themen sind gerade aktuell am dringendsten?“ „Was ist dir besonders aufgefallen?“

 

Auch können diese Menschen, die ebenfalls im System mitwirken, jederzeit gern an den Gesprächen teilnehmen, wenn gewünscht. Es kann also gern Mama, Papa, Oma, I-Hilfe, Lehrerin nach Absprache mit zum Termin dazukommen, sich dazuschalten.

 

In den Gesprächen selbst sind wir natürlich nicht thematisch „gefesselt“ - wenn sich akut andere Themen „dazwischendrängen“ können die gern jederzeit vorgezogen werden.

 

Wir können Videoanalysen gemeinsam durchführen. Hierzu bereiten die Eltern kleine Videosequenzen vor, die mögliche schwierige Situationen im Alltag zeigen.

Wichtig: Bitte die Kinder davon unterrichten, nicht über ihren Kopf hinweg - das wäre übergriffig und kann zu massiven Vertrauensbrüchen führen.

 

In solchen Videos können wir Situationen in Ruhe analysieren. Wir können den Ton ausschalten, nur die Körpersprache und -spannung beobachten. Wir sehen die Situation quasi „von außen“ aber dennoch so, wie sie sich womöglich jeden Tag Zuhause abspielt. Denn wie ihr wisst, kann das Verhalten draußen, an anderen Orten oder mit anderen Personen ganz anders aussehen!

 

Wir können schöne Standbilder einfangen oder gelungene Mikro-Situationen wiederholen! Diese finden sich meist sogar in eigentlich problematischen Situationen. Das macht Mut und schafft Anknüpfungspunkte für eine neues, selbstwirksames Handeln!

 

Und nach den Terminen stelle ich dann Materialien, Informationen, ggf. Informationsvideos etc. zusammen und sende sie zur weiteren Bearbeitung zu.

Die Beratung endet also nicht mit dem ZOOM-Call sondern geht weit darüber hinaus. Die Informationen und Ideen bleiben nicht im Computer hängen, sondern es gibt umsetzbare Strategien, Handlungsimpulse, Materialien für die direkte Umsetzung im Alltag.

 

Sobald wir die Vorteile wie zeitliche und räumliche Unabhängigkeit gemeinsam erörtert haben, bleibt dann „nur“ noch der Protest bzgl. der „direkten“ Arbeit mit den Autisten selbst… Also gerade mit autistischen Kindern! Da kann online ja nichts bringen! Oder?

 

Hmm… auch hier kann ich spätestens seit den Lockdown-Phasen, die wir in den „Corona-Jahren“ erleben mussten, nur Positives berichten.

 

Mit meinen Klienten bin ich zu der Zeit auf „Online-Therapie“ umgestiegen, weil wir uns bzgl. der Verordnungen zur Ansteckungsvermeidung nicht mehr live treffen durften.

 

Die Klienten waren zwischen 7 und 18 Jahren alt. Diagnostisch war die volle Bandbreite des Spektrums abgedeckt.

 

Einzig physische Angebote zur Wahrnehmungsschulung konnte ich nicht durchführen… hier war es aber möglich, die Eltern sehr erfolgreich anzuleiten.

 

Ich habe gemeinsam mit meinem 18-jährigen Klienten, der sich im Lockdown nur noch in sein Bett verkrochen hatte, sogar online Sport gemacht! Hierzu an anderer Stelle mal mehr!

 

Die Vorteile der Online-Arbeit sind für viele Autisten großartig!

 

Mal ganz abgesehen davon, dass viele meiner autistischen Klienten häufig sehr begeistert von Medien wie PC und Handy sind, und diese Art des Settings allein von daher schon ansprechend finden… ;-)

 

Sie müssen sich mit viel weniger Reizen (anderer Raum, andere Gerüche, andere Geräusche, mehr oder minder fremde Person im gleichen Zimmer….) auseinandersetzen und können sich auf das Wesentliche, die Arbeit an sich, viel besser konzentrieren.

 

Es ist möglich, sich zu jeder Zeit in seine Wohlfühlatmosphäre zurückzuziehen. Sie sind im eigenen Zuhause, können jederzeit die Kamera ausstellen oder auch das Meeting verlassen, wenn es ihnen zu intensiv wird. Das ist nicht möglich, wenn ich in einem Institut am anderen Ende der Stadt „abgeladen“ wurde und meine Mutter nun mal erst in 40 Minuten wieder zurückkommt…

Allein diese Gewissheit des jederzeit möglichen Rückzuges schafft Ruhe und sichert Ressourcen, die wir für die Arbeit gut gebrauchen können.

 

Für viele meiner Klienten wäre auch eine Hin- und Rückfahrt an sich schon ausnehmend stressig und kostet Kraft. Auch diese Kraft sparen wir uns bei der Online-Arbeit für die Online-Arbeit. ;-)

 

Tatsächlich bin ich auch nach den Lockdown-Phasen mit einigen meiner Klienten bei der Online-Arbeit geblieben.

Es lief einfach für sie online viel besser!

 

Manche profitieren hier von der Zeitersparnis, da neben der Schule oft wenig Zeit bleibt. Ausfälle wegen Krankheit gibt es nur noch selten, denn bei z.B. Erkältungen wollen sich viele Kinder dennoch unseren Termin nicht entgehen lassen und melden sich dann online - manchmal auch aus dem Bett. ;-)

 

Tatsächlich ist das Online-Angebot weit mehr als „nur“ eine Alternative.

Für viele Klient/Innen ist es die einzige Möglichkeit, an therapeutische/ beratende Unterstützung zu kommen!

 

Es lohnt sich, diesen neuen Möglichkeiten Raum zu geben.

 

Wenn euch diese Art der Arbeit interessiert, meldet euch gern. Ob als Ratsuchende, Klienten oder auch als Fachpersonal. Denn hinter dieser Arbeit steht ein ganzes, komplexes Konzept, welches sich aus den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte entwickelt hat.

 

Mit Fachsupervisionsgruppen unterstützen wir Fachkräfte in der Arbeit mit Autist/Innen - egal, ob ihr noch vor Ort oder schon online arbeitet! Anfragen gern per mail!

Ich freue mich auf euch!

 

Bleibt neugierig!


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