Achtsamkeit kann uns helfen, uns in die Wahrnehmungswelten von Kindern und neurodivergenten Menschen hineinzufühlen.
Nebenbei kann uns ein achtsamer Umgang helfen, unsere Bedürfnisse wahrzunehmen, für unser Wohlergehen zu sorgen und so selbst stark zu bleiben. Für uns und für andere.
„Für so was hab ich keine Zeit!“
Hmm, zwar höre ich das sehr, sehr oft, wenn ich mit dem Thema Achtsamkeit daherkomme, allerdings ist genau eine solche Äußerung bereits ein Hinweis darauf, dass etwas mehr Achtsamkeit recht hilfreich sein könnte.
Und Achtsamkeit braucht nicht wirklich Extra-Zeit…
Wir müssen dazu keinen Kurs belegen, wir müssen uns nicht für eine Woche in ein Retreat in ein Kloster auf Ibiza zurückziehen, wir müssen nicht den Tag um eine weitere Stunde früher beginnen, um neue Morgenroutinen durchzuführen. Das können wir alles machen, denn schaden würde es nicht und wäre vielleicht sogar wirklich wundervoll… allerdings passt es oft einfach nicht in ein volles Leben.
Achtsamkeit kann auch ganz klein stattfinden.
Trinke den nächsten Tee nicht in lauwarmen 2 Zügen weg.
Genieße ihn. Wie riecht er? Wie heiß ist die Tasse? Wie bewegt sich der aufsteigende Dampf, wenn du hineinpustest? Wie lang bleibt der Dampf erhalten, wenn du nicht pustest? Was passiert, wenn du den ersten Schluck in den Mund nimmst? Wie schmeckt der Tee? Schmeckt er so, wie er riecht?
Nutze den Moment, wenn du an einer roten Ampel im Auto warten musst.
Atme tief ein und wieder aus. Wie fühlst du dich? Wie sitzt du gerade? Wie fühlt sich deine Kleidung an? Wie geht dein Atem? Ist dir warm oder eher kalt? Schlägt dein Herz in einem ruhigen Takt? Bist du satt? Ist dein Gesicht entspannt?
Bist du ab und an zu Fuß unterwegs? Vielleicht mit dem Hund oder um dein Kind vom Kindergarten abzuholen?
Atme über 4 Schritte ein und über die folgenden 4 Schritte wieder aus. Wie lang sind deine Schritte? Gehst du aufrecht? Wie ist der Himmel über dir? Erkennst du Bilder in den Wolken? Welche „kleine Welt“ kannst du im Gras am Wegesrand entdecken? Welche Blumen blühen gerade? Hörst du die Blätter im Baum rauschen? Spürst du die Sonne im Gesicht oder einen kühlen Hauch vom Wind?
Nimm die Welt, in der du lebst bewusst wahr, spüre jeden einzelnen Atemzug. Erlebe dein „Hier und Jetzt“.
Ebenso wertschätzend achtsam kannst du auch dein Kind beobachten. Was sieht es gerade, wohin lauscht es, was mag es gerade spüren?
Wir stellen uns Fragen, wie die oben genannten, in achtsamen Momenten (gerade zu Beginn noch) recht bewusst. Kinder oder neurodivergente Menschen, denen möglicherweise ein Reizfilter fehlt, werden von diesen Fragen in jedem Moment gefordert - ob sie wollen oder nicht.
Unterstützen wir sie dabei, indem wir Verständnis aufbringen können für eine womöglich dadurch entstehende längere Verarbeitungszeit.
Geben wir ihnen die Zeit und den Raum, den sie für eine gute Verarbeitung der alltäglichen Reize und für eine anschließende Regeneration benötigen.
Manchmal wird so ein Erleben auf Augenhöhe möglich.
Unser Gegenüber kann sich Zeit nehmen, fühlt sich wertgeschätzt und kann dadurch womöglich sogar deutlich besser kooperieren.
Ich lasse mich von meinen Klienten gern in ihre Welt entführen.
Wir liegen dann gern auch mal im Sommer im Gras und entdecken gemeinsam Wolkenbilder, oder bemerken als Team eine zu muffige und zu warme Heizungsluft im Winter…
Bleibt neugierig! Auf und für euch und für die Menschen, die euch begleiten.
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