„Sensory Avoider“ - „Reiz Vermeider“
Mit diesem Begriff wird das Verhalten der Menschen bezeichnet, die eine erhöhte Neurosensitivität zeigen, reizoffener sind, womöglich eine Reizfilterschwäche haben. Auf sie strömen alle, auch noch so kleine, Reize ungefiltert, zeitgleich und mit einer zum Teil vielfach erhöhten Intensität ein.
Das Vogelzwitschern, das Summen des Druckers, das Tippen der Kollegin auf der Tastatur und die Stimme des Kunden am Telefon - alles ist gleich laut und scheinbar gleich wichtig…
Und dieser Sinnes-Terror kann auf verschiedenen Kanälen gleichzeitig auf den Menschen einprasseln.
Alle Sinne können überreizt sein - hören, fühlen, riechen, schmecken, sehen, emotionales Empfinden, körpereigene Reize…
Um sich vor einem drohenden Overload und möglicherweise daraus erwachsenden Meltdown oder gar Shutdown zu schützen, müssten Reize vermieden oder zumindest gemildert werden.
Manch einer wählt dann selbst den Rückzug, verbringt z.B. möglicherweise Pausen lieber allein, hat eine ruhige Freizeitgestaltung, nimmt sich viele Erholungspausen, blockt Einladungen meist ab.
Es kann aber auch sein, dass ein anderer eine gewisse Aggressivität an den Tag zu legen scheint. Diese ist allerdings meist in einer Hilflosigkeit begründet. Der Mensch weiß sich nicht anders zu helfen und versucht verzweifelt, sich weitere Reize fern zu halten.
Je nachdem, wie hoch das Stresslevel bereits ist und wie viele Ressourcen leider bereits aufgebraucht wurden, kann es da auch schon mal zu Beschimpfungen kommen oder gar körperlichen Zurückweisungen.
Vorbeugen - also bereits im Vorfeld im „ganz normalen“ Alltag Reize nach Möglichkeit reduzieren - ist hier eine deutlich bessere Alternative!
Hier eignen sich verschiedene Hilfsmittel, wobei zu beachten ist, dass nicht jedem Menschen, jedes scheinbar sinnvolle Hilfsmittel auch wirklich angenehm ist!
Ähnlich wie bei den Fidget Toys bei reiz-suchenden Menschen muss auch hier zunächst genau beobachtet werden, welche Reize wann und warum die größte Belastung darstellen.
Im Anschluss beginnt die Suche, wie hier womöglich Abhilfe geschaffen werden könnte.
Gehörschutz als In-Ear-Lösung, als Bügel-Kopfhörer oder gar als Bluetooth-Stirnband, ein anderer Arbeitsplatz, möglicherweise ein Einzel-Platz, andere Arbeitszeiten zu Randzeiten, wenn weniger Kollegen da sind, gedimmtes Licht, Tageslichtlampen, ein anderer Klingelton am Telefon oder gar nur ein Signal-Lämpchen, ein ruhiger Pausenraum, ein vom Fenster abgewandter Platz, ein Platz in einer Raumecke, Sichtschutz - alles, was Erleichterung bringt, ist auf der Liste erlaubt.
Diese Ideen-Suche dürfen gern verschiedene Menschen unterstützen, denn so kommen viel mehr Ideen zusammen.
Und erlaubt ist erst mal alles!
Aussortieren kommt erst später!
Aus der gefundenen Ideen-Sammlung werden nun die 3 erfolgversprechendsten Möglichkeiten herausgesucht und nacheinander im Alltag erprobt.
Auch hier gilt: Geduld!
Gebt euch und dem Hilfsmittel bzw. der neuen Idee Zeit!
Wenn es am ersten Tag nicht gleich die erhoffte Wirkung zeigt - bleibt erst mal dran!
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man die „Wirksamkeit“ sogar visualisieren kann. So kann man z.B. Tagebuch führen und anhand geschickter Fragen genau nachvollziehen, ob sich eine Entspannung einstellt.
Es ist wieder mal eine Detektivarbeit - aber es lohnt sich!
Ich spreche aus Erfahrung!
Bleib neugierig!
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