22.Dezember. Mein letzter Besuch in diesem Jahr bei Lina und ihrer Familie.
Hmm.. Stimmt das denn? Oder habe ich mich im Kalender verguckt?
Zwar bin ich auf dem Hinweg an 2 Weihnachtsmärkten vorbeigekommen und auch in der Nachbarschaft sieht man überall mal mehr und mal weniger Weihnachtsdekoration und Lichterketten…
Aber hier bei Lina…
Nichts, aber auch wirklich gar nichts deutet auf Weihnachten hin.
Lina „hasst“ Weihnachten, nach eigenen Angaben.
Genau genommen bereitet ihr nicht „Weihnachten“ an sich Unbehagen, sondern der gesamte Hype drumherum.
Lina mag keine Veränderungen - egal welche. Am besten bleibt alles so, wie es eben ist.
Eine neue Hose, weil die alte bereits viel zu kurz geworden ist? Oh du meine Güte!
Ein anderes Design auf der Verpackung des Lieblingsjoghurts? Katastrophe!
Vertretungslehrer? Stimmung kurz vor Weltuntergang…
Wenn man darum weiß - kein Problem. Findet zum Glück auch Lina´s Familie.
„Ich finde das völlig in Ordnung!“, sagt Lina´s Mama. „Ist doch klasse! Ich muss mich nicht verrückt machen, ob ich zu viel oder zu wenig dekoriere, ob ich genügend und die richtigen Geschenke gekauft habe, ob das Festessen gelingen wird und und und… Bei uns ist einfach alles wie immer…“
Nach einigen Jahren weihnachtlicher Dramen hat Lina´s Familie sich ganz bewusst für den Familienfrieden entschieden und sich aus den vermeintlichen familiären und sonstigen weihnachtlichen Verpflichtungen herausgezogen.
Und nein, das war nicht einfach! Oma, Opa und der Rest der Familie waren empört! „Das geht so nicht! Immer diese Extra-Touren… Wir kommen immer wenigstens einmal im Jahr alle zusammen! Das ist doch wohl nicht zu viel verlangt!“
… Doch - für Lina ist das zu viel!
In den letzten Jahren endete der Heiligabendbesuch bei Oma mit allen Verwandten meist früh und mit viel Geschrei, Tränen und Stress. Lina brauchte bis zu einer Woche, um sich von diesem Ereignis wieder zu erholen.
So viele Menschen, ein Essensangebot, welches zwar reichlich, aber für Lina nicht essbar war, Geschenke, die sie sich nicht gewünscht hat, überall ein Blinken, Summen, Klingeln, Singen, Lachen, Knistern, Duften…
Zu viel von allem für Lina!
Mittlerweile wird die Entscheidung stillschweigend hingenommen und dennoch schicken die Familienangehörigen jedes Jahr jede Menge Geschenke vorbei.
Nachdem sich Lina auch darüber im vergangenen Jahr unglaublich aufgeregt hat, wurde auch hier gemeinsam ein neuer Weg gefunden.
Lina´s Mama nimmt die Pakete an und packt sie aus. Dann legt sie die Geschenke zur Seite und legt sie nach und nach in Lina´s Zimmer - alle paar Tage eines, immer an die gleiche Stelle. Und Lina kann dann entscheiden, ob und wann sie es sich anschauen, damit spielen oder es anprobieren möchte. Erst wenn sie den kleinen Tisch in der Ecke wieder freigeräumt hat, darf ein neues Geschenk abgelegt werden.
Bisher ist Lina überzeugt, dass das eine gute Idee sein wird - ob es gelingt, oder ob es noch weiterer Anpassungen bedarf bleibt abzuwarten!
Ich verabschiede mich mit: „Schöne Ferien!“ - und vermeide bewusst jeden Bezug auf Weihnachten oder das neue Jahr… Lina bemerkt die Wortwahl, lächelt und sagt: „Dito!“
Ja - so geht´s auch!
Die Zeit rund um Weihnachten und den Jahreswechsel soll doch angeblich so friedvoll sein! Finde ich eine sehr gute und schöne Idee!
Aber wie jeder am meisten Frieden für sich selbst erfahren kann, das darf jeder für sich selbst entscheiden.
Der Eine braucht alle mit den Feiertagen verbundenen Rituale und die Andere braucht „alles wie immer“.
Also: Macht es euch so schön, wie möglich!
Und wie das für euch persönlich dann aussehen darf!?
Fragt euch und eure Lieben einfach mal!
Bleibt neugierig!
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