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Janina Jörgens

Der Urlaubskalender - Visualisierung von Zeit


Kalender und Urlaubsgegenstände


Urlaub, Ferien, Reisen ist oftmals eine große Herausforderung für Menschen aus dem autistischen Spektrum.

 

Daher bereite ich dies oft mit meinen Klienten und ihren Systemen schon weit im Vorfeld vor.

 

Tatsächlich fehlen vielen Autisten gerade im Urlaub ihre Routinen, ihre Pläne, ihre Termine. 

Dadurch, dass man nun nicht mehr von Montag bis Freitag automatisch „was zu tun hat“, also nicht zur Kita, in die Schule oder zur Arbeit muss, geht auch schnell ein Zeitempfinden verloren…

„Welcher Tag ist heute???“

Plötzlich kommt womöglich die Frage auf, wie lange dieser „Urlaub“ überhaupt dauert? Kommt man jemals wieder ins vertraute Zuhause zurück?

 

Es kann dann hilfreich sein, wenn es auch im Urlaub Strukturen gibt, auf die man sich verlassen kann. Möglicherweise muss man die erst für sich erschaffen, möglicherweise gibt es schon welche.

 

Mit einer Klientin entwarf ich einen „Urlaubskalender“.

Wir hatten bereits aus einem vorangegangenen Urlaub die Erkenntnis gewinnen dürfen, dass ein „in den Tag hineinleben“ für sie nichts Erstrebenswertes war, sondern sie nur unter Stress setzte.

Wir machten also einen „Ferien-Menü-Plan“ (dazu in einem anderen Blog Artikel mehr) und einen Urlaubskalender für sie.

 

Wir zählten, wie viele Tage der geplante Urlaub dauern sollte. 14. Nun malten wir mit einem Zirkel 14 gleichgroße Kreise und einen etwas größeren Kreis auf ein DinA4-Blatt.

 

In den größeren Kreis schrieben wir den Urlaubsort und die Reisedaten: von … bis…

 

Nun hatte meine Klientin den Auftrag, jeden Abend im Urlaub einen der Kreise auszumalen. Entweder mit einem Bild oder mit einem Muster oder einer Farbe.

 

Anhand der immer weniger werdenden leeren Kreise konnte sie nun sehen, wie der Urlaub voranschritt und wann man der Heimreise näherkam.

 

Zudem hatte sie einen festen Termin am Tag. Das Ausmalen sollte nicht mehr als 2-5 Minuten in Anspruch nehmen, da ich davon ausging, dass genug anderes „Spannendes“ im Urlaub passieren würde und ich ihr dennoch ein „Versagen“, ein „Ich habe den Kalender nicht fertig gemalt“ zu ersparen.

 

Weiterhin hatte sie so ein großartiges Argument, ihre geliebten Mal-Utensilien mit in den Urlaub nehmen zu können. ;-)

 

Nach dem Urlaub zeigte sie mir stolz das entstandene Kunstwerk und erzählte automatisch einige Erlebnisse, an die sie sich anhand der Zeichnungen erinnerte. Meine obligatorische Frage: „Und, wie war´s im Urlaub?“ wäre sonst vermutlich deutlich karger beantwortet worden…

 

Tatsächlich waren auch ihre Eltern von dem wunderbaren Bild sehr begeistert und der Urlaubskalender wurde das Titelblatt des erstellten Fotobuches zu dieser Urlaubsreise.

 

Für die anstehenden Ferien hat sie sich übrigens bereits wieder einen Urlaubskalender erstellt. Dieses Jahr mit 20 Kreisen! ;-)

 

Ich bin schon gespannt, was sie mir in diesem Jahr nach dem Urlaub alles erzählen wird.

 

In diesem Sinne: Bleibt neugierig aufeinander.


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