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Janina Jörgens

Die Angst vor dem Unbekannten - Beispiel: Schulwechsel


Trauriges Kind mit Rucksack wird umarmt


Wovor hast du Angst?

Wovor hattest du als Kind Angst?

Welche Ängste stellten sich als völlig unbegründet heraus und warum?

 

Tatsächlich hat man meist Angst vor „dem Unbekannten“.

 

Was wird da passieren? Wird es mir da gut gehen? Wie soll ich das schaffen? Wie wird das sein?

 

So geht es autistischen Menschen auch.

Nur mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass viel mehr Dinge, Situationen, Menschen als ungewiss und unberechenbar erlebt werden.

Denn: Ein Apfel war zwar süß und saftig, der nächste kann aber, obwohl er genau gleich aussieht, mehlig sein oder im Inneren braune Druckstellen aufweisen.

 

Um Ängste abzubauen, bzw. gar nicht erst so groß werden zu lassen, kann es helfen, Bekanntschaft mit dem Unbekannten zu schließen. Im Kleinen wie im Großen.

 

Wenn ein Schulwechsel ansteht, ist es ratsam, sich mit der neuen Schule bereits im Vorfeld so viel wie möglich zu beschäftigen. Eben deutlich mehr als nur durch den, im Normalfall angedachten, „Kennenlernnachmittag“.

 

Der „Kennenlernnachmittag“ liegt, wie der Name vermuten lässt, im Nachmittag. Es gab also, nach einer womöglich vor Aufregung bereits unruhigen und evtl. schlaflosen Nacht, schon einen Morgen, einen Vormittag und einen Mittag.

 

Genügend Zeit für „sich verrückt machen“, für „normale Alltagsprobleme“, für „hoffentlich kommen wir nicht zu spät…

 

Und an dem Nachmittag passiert viel - wahnsinnig viel, und das meiste davon auch noch gleichzeitig.

Unglaublich viele unbekannte Menschen in unbekannten Räumen. Zuordnung in bisher unbekannte Klassengruppen. Aufgerufen werden, allein vor fremden Menschen auf eine Bühne, oder zumindest „nach vorne“ gehen. Kennenlernspiele spielen. Mit fremden Menschen interagieren, sie anschauen, mit ihnen reden… Und bei all dem immer darauf bedacht sein, keine Fehler zu machen, nicht direkt von Beginn an „der Sonderling“ zu sein…

Oha…

 

Vielleicht ist es doch günstiger, sich langsam heranzutasten. Bestenfalls in der eigenen Geschwindigkeit, in kleinen „Häppchen“.

 

Es lohnt sich z.B., die Website der Schule gemeinsam zu durchforsten. 

 

Das Gute an dieser ersten digitalen Annäherung:

  • Man ist in seinem eigenen, sicheren Zuhause. 

  • Niemand bekommt mit, wie man in der Schule „herumschnüffelt“. 

  • Es ist jederzeit eine Pause möglich.

  • Man muss nicht zusätzlich mit fremden Menschen interagieren.

  • Man kann gemeinsam mit einem vertrauten Menschen entdecken, Fragen stellen und womöglich aufschreiben, um sie später auch an anderer Stelle zu stellen, Unmut äußern, Pläne schmieden.

 

Und man kann so viel erfahren.

  • Seit wann gibt es die Schule?

  • Wo liegt die Schule?

  • Wie sieht sie von außen aus?

  • Wie sieht sie von innen aus?

  • Wie sehen die Lehrer aus?

  • Wie heißen die Lehrer?

  • Welche Fächer unterrichten sie?

  • Gibt es eine Mensa? Was ist eine „Mensa“?

  • Gibt es eine Aula? Was ist eine „Aula“?

  • Welche Zusatzangebote gibt es in der Schule?

  • Gibt es eine Schulküche?

  • Gibt es ein Catering? Von welcher Firma? 

  • Gibt es einen Menü-Plan?

  • Gibt es Bilder von anderen Schülern?

  • Gibt es Bilder von den Toiletten?

  • Gibt es Bilder vom Pausenhof?

  • Werden Ausflüge gemacht?

 

Je nachdem, wo eure Sorgen, oder die eures Kindes liegen, werden die Fragen und Interessen völlig unterschiedlich gelagert sein.

 

Scheut euch nicht, die notwendigen Informationen einzuholen.

 

Je nachdem, wie lange ihr schon wisst, welches die neue Schule werden soll, könntet ihr z.B. ein Fest auf dieser Schule besuchen, z.B. ein Sommerfest, einen Adventsbasar, einen Spendenlauf.

Niemand wird sich da groß für euch interessieren, so dass ihr die Möglichkeit habt, euch relativ frei umzusehen. Ihr könnt jederzeit wieder gehen, wenn die Eindrücke zu viele sein sollten. Es ist möglich, die Realität mit den Eindrücken aus dem Internet abzugleichen und zu erweitern. Wie sehen die Flure in Wirklichkeit aus? Quietschen die Türen? Wie ist es um die Toiletten bestellt? Wie riecht es in der Turnhalle? Könnt ihr schon Möglichkeiten für evtl. Rückzugsorte entdecken?

 

Im besten Falle kennt ihr schon die neue Klassenlehrerin, den neuen Klassenlehrer. Vielleicht kann dieser schon für ein paar Fragen zur Seite stehen, vielleicht eine kleine, private Führung zum und durch den neuen Klassenraum machen?

Ok, da sind wir schon weit im Wunschdenken - zugegeben… Aber ich gebe nun mal einfach nicht auf und will weitere fest daran glauben, dass ein solches Engagement möglich ist…

 

Denn ich wünsche mir, dass all das großartige Potential von neurodivergenten Menschen endlich in seine Entfaltung kommen darf!

 

In diesem Sinne: Bleibt neugierig aufeinander!

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