Erstgespräche mit neuen Klienten sind immer superspannend!
Von „perfektes Synapsenduett von der ersten Sekunde“ (Originalzitat Joshua, 13 Jahre) bis zu „Ich bin allein gekommen…“ (mehrere Mütter - immer mal wieder) ist alles möglich.
Dann stelle ich mich vor, erkläre ein bisschen zu möglichen Inhalten und Abläufen… manchmal sind wir auch schon so schnell im Kontakt und legen direkt los, dass es dazu gar nicht erst kommt…
Ziemlich zu Beginn stelle ich gern die Frage:
„Was magst Du am allerliebsten?“
Oft ernte ich erst mal einen erstaunten Blick, denn meine Klienten sind es eigentlich eher gewohnt, dass man nach ihren Defiziten oder Schwächen fragt…
Ich dagegen denke mir, dass ich die in Berichten nachlesen kann und dass sie irgendwann sowieso sichtbar werden oder eben zur Sprache kommen.
Viel lieber möchte ich mein Gegenüber kennenlernen und das am besten in einer entspannten, positiven Atmosphäre.
Also lenke ich die Gedanken gern auf Positives.
Und da wir ja zusammen arbeiten wollen… mache ich mit! Immer!
Das heißt, jeder von uns bekommt ein Blatt, auf dem wir notieren, was jeder von uns am liebsten mag!
„Grün, meinen Hund, tanzen, Ruhe, Wald, Wasser, lesen, mein Spinnrad, Schokolade…“ ;-)
Später vergleichen wir diese Blätter, entdecken vielleicht erste Gemeinsamkeiten oder auch Unterschiede - eine prima Gesprächsgrundlage!
„Cool! Du hast auch einen Hund? Wie heißt Deiner?“ oder auch „Bah! Wald geht gar nicht! Da sind überall Spinnen und so Zeugs…“
Apropos Spinnen… Mein Spinnrad wurde beinah immer zum Gesprächsthema! ;-)
Diese erste Frage ist zudem weit mehr als „nur“ ein Gesprächseinstieg. Mit dieser Eingangsfrage lege ich gleich einen sehr wichtigen Grundstein für unsere weitere Arbeit!
Denn ich erfahre eine Menge über potentielle Ressourcen meines neuen Klienten. „Was kannst du gut? Was fällt dir leicht?“
Auf dieser Liste finden sich weiterhin tolle Ideen, wie leere Energiespeicher wieder aufgefüllt werden können, wenn dies mal nötig ist.
Vielleicht entdecken wir hier sogar Möglichkeiten, wie man ein angespanntes Nervensystem effektiv regulieren kann!
Und alles ist schon da! Ich brauche nichts erfinden, suchen, anbieten…
Ich brauche im weiteren Verlauf der Therapie, wenn dann genau diese Themen zum Inhalt werden, nur auf diese Liste zurückzugreifen. Manchmal passen wir dann noch hier und da nur noch ein wenig an.
Meist wissen meine Klienten instinktiv schon selbst sehr gut, was ihnen gut tut!
Und da ist es beinah egal, wie alt sie sind… Kinder, die noch nicht schreiben können, dürfen mir ihre Liste gern diktieren oder wir malen die Inhalte unserer „Lieblings-Listen“ auf.
Für mich war diese Frage „Was magst Du am allerliebsten?“ immer selbstverständlich. Schließlich ist sie positiv, effektiv und einfach ein großartiger Einstieg…
Umso entsetzter war ich, als die Mama eines 9-jährigen Klienten mich nach unserem Erstgespräch mit Tränen in den Augen ansah und sagte: „Das wurde mein Kind noch nie von jemandem gefragt! Danke!“
Ich war ziemlich erstaunt, denn der Junge war trotz seines noch recht jungen Alters schon längst kein „unbeschriebenes Blatt“ mehr, hatte bereits viele Kontakte zu Therapeuten etc. gehabt…
Ich möchte euch gern ermuntern, diese einfache Frage zu stellen:
„Was magst Du am allerliebsten?“
Fragt sie euch gern auch mal selbst!
Was könntest du dir, vielleicht jetzt gleich, mal selbst Gutes tun?
Bleibt neugierig!
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