Es war einmal vor langer, langer Zeit im Westen Deutschlands… ;-))))
Tatsächlich trug sich das hier erzählte Ereignis bereits im vergangenen Jahrtausend zu, irgendwann Anfang der 1990er Jahre…
Damals trafen sich junge Menschen in Geschäften, in denen „Tonträger“, also Schallplatten und CD´s verkauft wurden, so organisierte man sich dazumal seine Lieblingsmusik (ok, wenn man sie nicht aus dem Radio aufnahm – aber das ist eine andere Geschichte… ;-)) )
In diesen Geschäften konnte man die Musik „probehören“, damit man entscheiden konnte, ob man die Schallplatte oder die CD auch kaufen wollte.
Zu diesem Zweck hingen dort Kopfhörer, die man aufsetzte und dann seine Musik auswählen und anhören konnte.
Ab und an habe ich das auch ganz gern gemacht - lieber als Klamotten „shoppen“.
„Probehören“ war ruhiger, man konnte seine „Wohlfühlmusik“ in seiner Lautstärke wählen, die Freunde taten dasselbe, aber eben jeder für sich, so war das immer eine ganz angenehme Erfahrung.
Eines Tages jedoch wählte ich ein Paar Kopfhörer, die vorher wohl jemand aufgesetzt hatte, der ein starkes Parfum trug…
Nun gut - es war kein anderes Paar Kopfhörer frei, also nahm ich dieses. Tatsächlich war mein Probehören an diesem Tag dann auch sehr kurz, denn das Parfum war für mich wirklich aufdringlich und ich wollte die Kopfhörer schnell wieder loswerden.
Diese hängte ich also an ihren Platz und verließ das Geschäft.
Aaaaber - meine Ohren stanken!
Der Geruch klebte an meinen Ohren und ich hatte ständig das Gefühl, jemand Fremdes liefe dicht hinter mir her, denn zunächst kam ich nicht auf den richtigen Zusammenhang: Kopfhörer - Parfum - Ohren…
Immer, wenn ich meinen Kopf drehte, wurde der Geruch stärker.
Ich versuchte, mit den Händen über die Ohren zu reiben, um diesen Geruch loszuwerden - stattdessen bekam ich nur rote Ohren…
Ich wurde immer unruhiger, konnte mich auf keine Gespräche oder Sonstiges mehr einlassen.
Meine Freunde schauten schon komisch und begannen Fragen zu stellen: „Was machst du da?“
Als ich versuchte, ihnen mein Problem zu erklären („Meine Ohren stinken!“) führte das zu einer großen, von mir nicht beabsichtigten und leider auch überhaupt nicht hilfreichen Erheiterung allerseits.
Es waren meine Freunde und dennoch war von „Stell dich nicht so an!“ über „Was du immer hast, du bist aber auch empfindlich!“ bis „Da stinkt doch nix - du spinnst!“ alles dabei…
Tatsächlich täuschte ich irgendwann Bauchschmerzen vor, damit ich auf dem Heimweg bei mir zu Hause aus dem Bus aussteigen und nicht noch weiter zu einem Geburtstagsbesuch fahren musste…
Kaum zu Hause angekommen, rannte ich an meiner verblüfften Mutter vorbei die Treppe hoch, spurtete sofort ins Bad und wusch meine Haare - und Ohren.
Dies ist eine von vielen authentischen Anekdoten aus meinem Leben, einige andere werden hier vielleicht noch folgen.
Es zeigen sich hier allerdings so viele typische Einzelheiten:
Eine Überempfindlichkeit der Sinne kann man nicht „mal ablegen“.
Eine Überreizung kann nicht „einfach“ unterdrückt werden.
Selbst gute Freunde, die einen schon gut kennen, können Reizüberflutungen oft nicht nachvollziehen und ziehen diese dann ggf. ins Lächerliche.
Derjenige mit dem hochempfindlichen Sinnessystem erfindet irgendwann Ausreden, wenn er merkt, dass reine Berichte nichts bringen und man keine Hilfe erfährt.
Die soziale Teilhabe kann allein durch einen „zu guten“ Geruchssinn beeinträchtigt werden.
Bis heute ist mir meine „Supernase“ geblieben.
Manchmal ist das sogar eine gute Eigenschaft! So konnte ich schon Schwelbrände verhindern (schmorende Mehrfachsteckdose hinterm Schrank), entlarve überreifes Obst bereits beim Betreten des Hauses schon an der Haustür und kann selbst zarteste Rosendüfte erschnuppern, die dem größten Teil meiner Mitmenschen verborgen bleiben.
Andererseits verlasse ich selbst Flohmärkte unter freiem Himmel, wenn dort jemand eine parfümierte E-Zigarette raucht…
Und ihr? Was habt ihr für Supersinne?!
Bleibt neugierig aufeinander!
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