Nein ist ein ganzer Satz und darf gern so stehen gelassen werden. Man muss sich nicht immer erklären…
Aber in diesem Falle tue ich es dennoch - und sogar gern.
ABA ist eine Therapieform, die sich aus der Verhaltenstherapie entwickelt hat.
Klingt gut? … Naja…
ABA versucht Verhaltensweisen, die unerwünscht, unpassend, störend sind zu verändern, umzuleiten, zu reduzieren.
Kling gut? … Naja…
Wenn ich aber davon ausgehe, dass ein gezeigtes Verhalten irgendeinen Grund hat, dann gehe ich persönlich lieber auf Entdecker-Tour und schaue, wozu das Verhalten gut sein kann, welches Bedürfnis möglicherweise dahintersteht.
Ich möchte nicht, dass jemand auf sein Stimming verzichtet, weil es „wegtrainiert“ wurde.
Ich möchte nicht, dass mir ein Autist in die Augen schaut, weil er im Training dafür vor einigen Jahren mit Gummibärchen belohnt wurde.
Ich möchte nicht, dass jemand „weniger autistisch“ ist, nur weil es die neurotypische Welt so besser verkraftet...
!!!
Ich schreibe diese Sätze und könnte schreien, weil ich an so viele Klienten und Ereignisse denken muss, die mir Gänsehaut vor Wut haben entstehen lassen. Von einigen werde ich sicherlich noch hier in diversen Blog-Artikeln berichten.
ABA hat ordentlich Schelte eingesteckt in den vergangenen Jahren - verdient, wie ich finde. Sodann hat man versucht, sich zu erklären. Es wurde beteuert, dass die „Ursprungsform“ gar nicht mehr gelehrt würde und ABA heutzutage ja ganz anders aussähe und sich ganz an den Wünschen der Klienten orientiere.
Aha!? Wenn dem so wäre, dürfte diese Therapieform meines Erachtens erst bei volljährigen Klienten auf deren ausdrücklichen Wunsch angewandt werden…
Denn bis dahin - das unterstelle ich hier einfach mal ganz frech - wären es eher die Wünsche der Eltern, Erzieher und Lehrer, welche da gehört werden. Denn sie sind es, die ein Verhalten als „unpassend“, „störend“, „herausfordernd“ erscheint.
Nein, ich mach kein ABA!
Ich möchte nicht, dass meine Klienten weniger autistisch sind, weil das gar nicht geht.
Autismus ist eine lebenslange Diagnose. Man ist Autist - Punkt.
Im Laufe der Entwicklung kann man lernen, mit den Besonderheiten „besser“ umzugehen. „Besser“ im Sinne von „weniger auffallen“, „weniger anecken“, etc. Aber das geht auch sehr gut ganz ohne dressurähnliche Therapieformen wie ABA. Das funktioniert hervorragend mittels Beobachtung und empathischem, druckfreiem Miteinander.
Ich möchte nicht, dass meine Klienten weniger autistisch sind!
So wie sie sind, sind sie völlig in Ordnung. In meiner Auffassung entstehen „Probleme“ eigentlich erst durch die Systeme, in die meine Klienten „passen müssen“.
Ich würde mir wünschen, dass sich unsere Systeme ändern, flexibler und bunter werden. Das wird zwar Generationen dauern, aber ich möchte das gern mit auf den Weg bringen.
Ich möchte, dass meine Klienten mit all ihren Besonderheiten besser in einer neurotypisch angelegten Welt leben können.
Dazu braucht es vom Außen Wissen, Akzeptanz, Geduld, Empathie, Mut und Flexibilität.
Dazu braucht es kein ABA.
Ich mag es, Menschen in ihren Besonderheiten zu entdecken und mit ihnen Wege zu finden, wie sie diese Schätze in einer neurotypischen Welt leben können!
In diesem Sinne: Bleibt neugierig aufeinander!
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