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Janina Jörgens

Niemand versteht mich! - Keiner will mir helfen! - Die dunkle Seite des Maskierens


Nachdenklicher Junge


Tatsächlich ist es in unserem sogenannten „Hilfesystem“ oft unglaublich schwierig, Hilfen zu bekommen.

Da muss beantragt, bewilligt oder auch oft erst noch ein paar Mal Widerspruch eingelegt werden…

 

Aber zuallererst muss man erst mal herausfinden, welche Hilfen es überhaupt gibt und ob, wo und wie man diese beantragen kann…

Das ist ein eigener Dschungel für sich…

 

Da bekommt man schon mal ab und an den Verdacht, dass einem niemand helfen will…

 

 

Aber vielleicht bleibt eine adäquate Hilfe auch aus ganz anderen Gründen aus…

 

Womöglich ahnt niemand Deine Not!?!

 

Kann es sein, dass Du im Alltag gelernt hast, so gut zu maskieren, dass tatsächlich niemand deine Herausforderungen auch nur erahnen kann?

 

Antwortest du sozial angepasst auf die Frage: „Wie geht es Dir?“ automatisch mit „Gut.“ - Selbst wenn es gute Freunde sind, die da fragen?

 

Kannst du zu Zusatzaufgaben schlecht „Nein“ sagen?

 

„Zwingst“ du dich zu Aktivitäten am Nachmittag oder Wochenende, einfach, weil „man“ das eben so macht? „Man“ geht eben nach der Arbeit 2 Mal pro Woche zum Sport. „Man“ trifft sich nun mal mit Freunden zum Kino, tanzen, essen gehen…

 

Kaschierst du deine Müdigkeit und Erschöpfung dann möglicherweise mit einem besonderen Outfit, einer Extra-Lage Schminke, einem besonders fröhlichen Lächeln oder einem Glas Sekt extra…?

 

Die Menschen in deiner Umgebung bekommen nichts von deinen Anstrengungen mit. 

 

Sie wissen nicht, dass du in einer Woche maximal eine weitere Freizeitaktivität schaffen kannst und deine Abende und das Wochenende ansonsten für dich zur Regeneration brauchst.

 

Sie sehen nie dein müdes Gesicht oder deine Tränen, wenn ein Tag mal wieder zu lang, zu anstrengend, zu wuselig war.

 

Sie ahnen nichts von den Pro- und Kontra-Listen in deinem Kopf, mit denen du versuchst zu planen, welche Aktivitäten du dir und deinen Ressourcen noch zumuten kannst.

 

 

Maskieren kann richtig und wichtig sein.

Jeder Mensch macht das - auch die neurotypischen.

 

Aber es ist absolut wichtig, sich zu jeder Zeit der „Kosten“ bewusst zu sein.

 

Denn Maskieren kostet Energie - viel Energie.

 

Sorge stets bewusst dafür, dass du nicht zu viel Energie ins Maskieren steckst, bzw. du dir Zeit und Ruhe gibst, diese Energie im Nachhinein auch wieder „aufzutanken“.

 

Selbst der schnellste Ferrari bewegt sich mit leerem Tank keinen Millimeter…

 

Und ja, es kann sein, dass dich keiner wirklich versteht… Denn dein Erleben ist Dein Erleben. Tatsächlich können andere Menschen eine Situation, die ihr gemeinsam erlebt, völlig anders bewerten und empfinden.

 

Was dich womöglich bis an den Rand deiner Kapazitäten stresst (z.B. eine Geburtstagsfeier im Kreis der Familie), kann deiner Tante das größte Vergnügen bereiten. 

 

Du musst dich danach vielleicht für einen ganzen Tag in aller Ruhe in dein Bett zurückziehen, obwohl du dir auf der Feier selbst schon immer wieder kleinere Auszeiten durch verlängerte Besuche im Bad gegönnt hast. 

Deine Tante könnte gleich zwei Tage weiterfeiern und zieht womöglich noch Kraft und Energie aus einem solchen Ereignis.

 

Wenn du dir also Hilfe von deinen näheren Bezugspersonen wünschst, solltest du diesen Blicke hinter deine Kulissen ermöglichen.

 

Nehmt euch Zeit, über Befindlichkeiten und Gefühle zu sprechen. Erläutere deine Wahrnehmungsbesonderheiten. Versuche zu erläutern, wie anstrengend manche „Alltäglichkeiten“ für dich sind und womöglich auch, warum das so ist.

 

Wenn du jedoch für dich entscheidest, dass niemand von deinen Herausforderungen wissen soll, dann behalte im Sinn, dass deine Mitmenschen deinen Hilfebedarf womöglich tatsächlich nicht erahnen können, dass sie nichts von deinem stummen Leiden wissen.

 

Sie helfen dir also nicht, weil sie nicht wollen, sondern womöglich einfach nicht, weil sie nicht wissen, dass du Hilfe brauchen könntest oder dir sogar wünschen würdest.

 

So hilft auch hier Neugierde…

Wie siehst du deine Welt? Darf ich dir meine Welt zeigen?

 

In diesem Sinne:

Bleibt neugierig aufeinander.

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