Oftmals wurde mir eine ordentliche Schlagfertigkeit nachgesagt…
Ich selbst habe das aber nie so empfunden.
Vermutlich ist es eher eine Mischung aus Authentizität und einem großen Wortschatz… ;-)
Diese Überlegungen stellte ich mir nach einem Webinar mit André Stern (Auto, Referent, hochsensibel, Botschafter der Kindheit und Sohn von Arno Stern).
Er erzählte eine Anekdote, in der jemand seinen freien, wertschätzenden Umgang mit den eigenen Kindern kommentierte mit: „Sie haben Ihre Kinder ja gar nicht im Griff!“ Und er antwortete: „Ja, toll, oder!?“.
Ich fand es großartig!
Das kam mir bekannt vor… ;-)
Tatsächlich fielen mir spontan einige ähnliche Szenen ein, die ich erleben durfte.
Zum Beispiel eine Teilnahme an einem „runden Tisch“ in einer Schule. Wir sprachen über meinen Klienten und seine Schwierigkeiten in der Schule.
Ich gab einige Einblicke in seine Wahrnehmungswelten, stellte einige Ideen vor, die wir in der Einzeltherapie erfolgreich erprobt hatten und bot Umsetzungsmöglichkeiten für den Schulalltag an.
Einer der Lehrer erhob das Wort und sagte: „Wo kommen wir denn hin, wenn hier jeder so nach seinen Bedürfnissen leben kann…“
Meine Antwort: „Ja, das ist eine spannende Frage, oder? Wie schön und friedlich könnte ein Miteinander möglicherweise sein.“
Glücklicherweise trugen einige der Anwesenden meine Haltung mit, so dass ich nicht sofort vor die Tür gesetzt wurde… ;-)
Ein anderes Mal begleitete ich einen Klienten auf den Spielplatz. Unser Ziel war es, zu diesem Spielplatz zu gehen, sich die Geräte anzuschauen und sich ein ruhiges Plätzchen zu suchen, von wo aus man die anderen Kinder erst einmal beobachten konnte.
Ein kleines Mädchen war allerdings gleich ganz begeistert von meinem Klienten, folgte uns fröhlich und versuchte ihn immer wieder zu einem gemeinsamen Spiel aufzufordern.
Er sagte: „Nein danke!“
Höflich, oder?
Das Mädchen war zwar erst ein wenig verwirrt, erkannte dann aber die Höflichkeit und Klarheit, antwortete: „OK.“ und wandte sich anderen Kindern zu.
Als mein Klient seinen ruhigen Platz gefunden hatte, setzte ich mich eine Weile auf eine der umstehenden Bänke.
Die Mutter des Mädchens kam zu mir und sagte mit leicht empörtem Unterton: „Hat der gerade zu meiner Tochter gesagt „Nein Danke“?!“.
Meine Antwort: „Ja, ist das nicht großartig? Wir können so viel von Kindern lernen!“
Tatsächlich hatte ihre eigene Tochter die Situation ja gar nicht als so dramatische Abfuhr verstanden…
Und gerade, was das Setzen von gesunden Grenzen angeht… Da können wir so viel von den Kindern lernen!!!
Sie sind - bestenfalls - noch authentisch darin, ihre Bedürfnisse und Empfindungen mitzuteilen.
Sie sind noch nicht so indoktriniert vom ganzen „man tut“ und „man macht“.
Insbesondere Menschen aus dem autistischen Spektrum sagen oft - und manchmal beinah schmerzhaft - ehrlich die Wahrheit.
Ja, das passt häufig nicht in unser „ach so angepasstes“ Weltbild.
Und was soll ich sagen: Ich feiere es! Denn genau das soll mein größtes Ziel in der Begleitung von Menschen sein! Dass sie lernen, oder eben nicht verlernen, ihre Wahrheit zu erkennen und auch zu sagen. Den Worten „nein“ und „ich“ gern Gewicht zu verleihen.
Das kann man, und das darf man - ja ich finde, das muss man! Denn ich fühle mich mir selbst verpflichtet und muss gut auf mich aufpassen.
Denn: Ohne mich kann ich nicht leben.
Und all das funktioniert hervorragend mit einem Lächeln.
Ich muss niemanden vor den Kopf stoßen. Ich darf mich erklären - aber ich muss nicht. Nein ist ein ganzer Satz.
Ich gebe zu, dass ich hier noch in stetiger Übung bin! ;-) Oft gelingt gerade mir ein „Nein“ noch nicht ohne Erklärung… Naja - menschlich..
Also, seid nicht frech und unverschämt - aber seid authentisch.
In diesem Sinne: Bleibt neugierig aufeinander!
Yorumlar