Ah!
Sommerzeit ist Urlaubszeit!
Schon seit Wochen und Monaten werden Urlaubsvorbereitungen getroffen, Kataloge gewälzt, Empfehlungsvideos geschaut, Reiseführer gekauft.
Je nach Lust, Laune und Geldbeutel soll es dann in den Ferien losgehen… nach Lanzarote ins Hotel, eine Kreuzfahrt auf dem Schiff, mit dem Zelt nach Dänemark…
Die meisten Menschen freuen sich das ganze Jahr auf den großen Urlaub im Sommer. Neues entdecken, einen „Tapetenwechsel“ erleben, mal ohne Terminstress „einfach so dahinleben“. Ach… eine Wohltat!
Und ich kenne auch viele Autisten, die Urlaub, Ferien und Reisen als ganz großartig empfinden…
Für viele Menschen aus dem autistischen Spektrum ist „Urlaub“ aber womöglich gar nicht so schön! Ganz im Gegenteil! Für manche Autisten bedeutet „Urlaub“ einfach nur puren Stress!!!
Wenn wir überlegen, was vielen Autisten wichtig ist:
Wenig Veränderungen
Planbarkeit
Sicherheit
…
…und was bedeutet möglicherweise Urlaub und Reisen?
Viele unbekannte Menschen am Flughafen, auf dem Schiff, im Hotel, die voller Urlaubsfreude aufgeregt sind, singen, laut reden, tanzen…
Fremde Menschen, die einem sehr nah kommen (beim Sicherheits-Check am Flughafen, als Sitznachbarn, in der Ferienanimation…)
Lange still sitzen müssen z.B. im Flugzeug, Bus oder Auto
Das eigene sichere Zuhause verlassen müssen
In fremden Betten und Zimmern schlafen müssen
Unbekanntes Essen in einem fremden Saal mit vielen lauten Menschen serviert zu bekommen
Gleißendes Licht und womöglich Temperaturen jenseits der 40 Grad
Keine regelmäßigen Termine mehr
Bereits vor dem Urlaub Unterbrechungen der gewohnten Abläufe (es müssen Kleidungsstücke geplant gewaschen und eingepackt werden, stehen also womöglich nicht zur Verfügung)
Und, und, und…
Urlaub und Reisen birgt schon unter neurotypischen Menschen viel mehr Konfliktpotential, als es die Hochglanz-Broschüren und Werbevideos ahnen lassen.
Denn im Urlaub ist jeder von seinen normalen Tätigkeiten befreit und manch einer weiß gar nicht, was er dann mit sich anfangen soll…?
Generell ist es also durchaus von Vorteil, wenn man seine Urlaube nicht nur plant á la: wohin soll es denn gehen?
Jeder der Mitreisenden sollte die Möglichkeit bekommen, in seinen Wünschen und Bedürfnissen gesehen und gehört zu werden.
„Alle unter einen Hut zu bekommen“ ist schwierig! Das ist wahr!
Vielleicht muss man sogar akzeptieren, dass sich im Urlaub Wege auch mal trennen dürfen, dass man nicht immer alles zusammen machen muss.
Denn, der Eine mag vielleicht den ganzen Tag am und im Pool verbringen, der Andere möchte sich aber vielleicht lieber die Stadt ansehen und eine Rundfahrt machen. Der Nächste genießt zwischendurch vielleicht gern mal Pausen im klimatisierten Hotelfoyer beim großen Aquarium und die Schwester will unbedingt mit den Animateuren aus dem KinderClub ein Theaterstück einproben…
Was ist euch wichtig? Wie sähe euer perfekter Urlaub aus? Was braucht ihr, um im Urlaub abschalten zu können?
Stellt auch ganz bewusst diese Fragen und gebt euch ehrliche Antworten. Und dann beginnt, wie bei einem Puzzle, mit dem ersten Teil und schaut, ob ihr euren perfekten Familienurlaub zusammenstellen könnt.
Es wird vielleicht dennoch nicht alles perfekt laufen… Ok, das ist dann zwar nicht optimal, aber immerhin habt ihr nun eine neue Idee, was man im nächsten Jahr vielleicht noch besser machen kann.
Ich wünsche euch eine tolle Sommer- und Ferienzeit!
Bleibt neugierig aufeinander!
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