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Janina Jörgens

Warum Sommer so anstrengend ist...


Sommer Strand


Sommer ist toll!

 

Ja - find ich auch… also meistens…

Allerdings ist Sommer auch oft anstrengend.

 

Gerade als Mensch mit einer sensibleren Wahrnehmung ist Sommer sogar oft eine große Herausforderung.

 

Eine Klientin von mir hat das mal sehr treffend zusammengefasst. Sie sagte: „Ich liebe den Sommer - wenn es nur nicht so heiß wäre.“

Sie liebt Sommerkleidung, sie liebt Eis, sie liebt das saisonale Angebot an Obst und Gemüse, sie liebt das „Summer-Feeling“, die Gelassenheit, die häufig herrscht.

 

Aber die Temperaturen… und alles was damit einhergeht… Das liebt sie nicht.

 

Ich selbst bin auch bei Temperaturen ab 23 Grad zunehmend leistungsunfähiger. 25 Grad sind mir schon deutlich zu warm - insbesondere, wenn ich arbeiten muss.

 

Und es liegt ja nicht nur am reinen Temperaturempfinden…

 

Alle Sinne sind im Sommer beansprucht - mitunter deutlich mehr als im Herbst oder Winter.

 

Gerüche:

Je wärmer es wird, umso deutlicher treten auch Gerüche zutage. „Warmes“ riecht stärker als „Kaltes“.

Zudem warmes Sommerwetter ja auch zusätzliche Gerüche verursacht, die ansonsten gar nicht da wären.

Die Menschen schwitzen mehr, sie cremen sich mit stark riechender Sonnenmilch ein, es fahren deutlich mehr Mofas herum, die ihren 2-Takter-Geruch hinterlassen, der Grill des Nachbarn qualmt vor sich hin und, und, und…

 

Geräusche:

Sommer kann auch ganz schön laut sein. Plötzlich quietschen und kreischen vielleicht die Nachbarskinder, weil die Eltern zur Abkühlung ein Planschbecken auf dem Balkon aufgestellt haben. Währenddessen dröhnen aus anderen Gärten Rasenmäher, Heckenscheren, Kantenschneider…

Es sind Sommerferien und viel mehr Menschen sind zu Hause - zu Zeiten, an denen zumindest die Kinder im Kindergarten oder in der Schule sind. Man kann beinah ständig Gespräche auf Balkonen oder auf der Straße mitverfolgen - ob man will oder nicht…

Die oben schon erwähnten Mofas und Motorräder tun ihr Übriges zur steigenden Lärmemission…

Und auch die leisen Geräusche können viel wertvolle Aufmerksamkeit einfordern. So gibt es im Sommer nun einmal deutlich mehr Insekten als im Herbst und im Winter. Und ein jedes brummt, summt, flattert, krabbelt. Und wer nun jedes Mal erst mal optisch verifizieren muss, was da krabbelt oder brummt und ob es eine potentielle Gefahr darstellen könnte, der mag vielleicht manchmal lieber gar nicht mehr rausgehen im Sommer…

 

Optische Reize:

Es ist hell - sehr hell.

Ohne Sonnenbrille geht bei mir im Sommer beinah nichts… Selbst, bzw. gerade dann, wenn die Sonne nicht scheint und ein bewölkter, weißer Himmel zu sehen ist. Die weißen Wolken blenden teilweise noch mehr, als es ein blauer Himmel täte.

Die Sonne reflektiert in allen spiegelnden Oberflächen wie z.B. Fenstern, Chrom-Teilen an Autos, Wasserflächen. Schaue ich da mal zufällig hin, sehe ich für die nächsten Sekunden erst mal nichts mehr… Beim Autofahren ist das nicht nur unangenehm, sondern ggf. ganz schön gefährlich.

 

Taktile Reize

Sehr unangenehm kann auch das Gefühl sein, zu schwitzen, wenn die Kleidung an der Haut klebt.

Richtig gehend Angst machend können körperliche Reaktionen auf die Hitze sein, wie z.B. ein erhöhter Herzschlag. Diesen bringt unser Nervensystem vielleicht zunächst gar nicht mit der Hitze in Verbindung, sondern womöglich mit einer aufsteigenden Panikattacke, welche im ungünstigsten und unreflektierten Falle dann womöglich erst durch den erhöhten Herzschlag und die Fehlinterpretation ausgelöst wird…

Menschen berühren einen evtl. unvorhergesehen - schlimmstenfalls Haut-an-Haut, weil beide ein kurzärmeliges T-Shirt und kurze Hosen tragen. Wenn jetzt der andere auch noch schwitzt….

Es kann auch für manch einen sehr unangenehm sein, Sonne und Wind direkt auf der nackten Haut zu spüren. 

Naja - und von Mückenstichen und Co fange ich jetzt gar nicht erst an…

 

Neben den geforderten Sinnen spielt nun auch die soziale Komponente für Autisten eine große Rolle.

Die meisten Menschen sind im Sommer durchaus gut gelaunt (naja - zumindest vielleicht ein wenig besser als in den Herbst- und Wintermonaten, wenn die zunehmende Dunkelheit dem Einen oder der Anderen aufs Gemüt drückt), sind „lockerer“. So treffen sie sich dann gern draußen, verabreden sich „ganz spontan“ zu einem Grillabend oder zu einem Besuch im Freibad. Nun ja, und „spontan“ ist nun mal nicht immer ganz so einfach…

 

Tja - und so ist es wie fast immer.

Die allgemeine Aussage „Sommer ist toll“ kann ganz schön viele „Abers“ enthalten.

 

Dennoch - genießt das schöne Wetter da wo - und so wie - ihr es am besten könnt.

 

Der Herbst kommt bestimmt.

 

Bleibt neugierig aufeinander.

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