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Janina Jörgens

Weihnachten im Sommer - Wie „Oh Tannenbaum“ die Konzentration sichern kann…


Weihnachtsbaum


Lara (9 Jahre, frühkindliche Autistin) hat ihre Besonderheiten, wenn sie sich konzentrieren will.

 

So lässt Lara zum Beispiel auch im Haus, bei der Therapie oder in der Schule gern ihre Mütze an, weil ihre eigenen Haare sie sonst stets kitzeln und damit ihre Konzentration stören (s. auch BlogArtikel: „Der Kampf um die Mütze).

 

Und Lara liebt Weihnachtslieder.

 

Rund um Weihnachten eine tolle Sache, so kann man singend mal eine kleine Pause einlegen oder eine Lerneinheit etwas auflockern.

 

Allerdings findet Lara Weihnachtsmusik das ganze Jahr über toll! ;-)

 

Nun habe ich - wie immer- mehrere Möglichkeiten.

 

  • A) Ich bestehe darauf, dass wir keine Weihnachtslieder im Juni hören und ernte lange Diskussionen. Je nachdem, wie anstrengend der Tag bereits für sie war laufe ich durchaus Gefahr, sie in einen Meltdown zu provozieren.

  • B)    Ich versuche andere Musik als Hintergrundbeschallung anzubieten. Kann funktionieren. Wir kennen uns schon recht gut und können auch mal Kooperationen eingehen…

  • C)   Wir hören während der Therapieeinheit Weihnachtslieder. Dann ist Laras Welt in Ordnung, meine etwas bunter und meine Kolleginnen und deren Klienten schauen möglicherweise ab und an fragend in unseren Raum. ;-) Das ist in Ordnung, wir mögen gut gelaunten Besuch! ;-)

 

Tatsächlich sieht es vermutlich schon etwas lustig aus, wenn ich z.B. im August bei 30 Grad Außentemperatur mit Lara über ihren geliebten Puzzles sitze, sie eine kurze Hose, ein T-Shirt und eine Mütze trägt und wir gemeinsam zu Weihnachtsliedern summen und singen. ;-)

 

Aber es sieht eben nicht nur lustig aus, sondern auch konzentriert und friedlich.

 

Die Mütze und die Weihnachtslieder schaffen für Lara sichere Grundkonditionen. Aus dieser Sicherheit heraus kann Lara sich entspannen und sich auf zu lernende Inhalte deutlich besser einlassen.

 

Ohne diese helfenden Voraussetzungen müsste sie neben dem Versuch, sich z.B. auf Buchstaben zu konzentrieren

  • Sich ständig über kitzelnde Haare ärgern,

  • Versuchen diese Haare zu bändigen,

  • Versuchen störende akustische Reize auszublenden (Lara hört auch Elektrizität in Wänden…).

  • Sich ihrer eigenen Autonomie rückversichern, z.B. durch Endlos-Diskussionen, Ablehnung von angebotenen Therapieinhalten etc..

 

Daher lausche ich regelmäßig einmal pro Woche Weihnachtsliedern. 

 

Und ganz ehrlich, das mache ich deutlich lieber, als jemandem beim verzweifelten Schreien, Schimpfen und „Im-Kreis-Argumentieren“ zuzuhören…

 

Ich bin schon erwachsen und mir meiner eigenen Autonomie bewusst. Ich weiß, dass ich später im Auto in aller Ruhe auch wieder meine Lieblingsmusik hören kann. 

Also: Kein Grund zur Aufregung.

 

Manchmal lohnt es sich einfach, auch mal ein Stück weit aus dem eigenen „man tut“ und „man macht“ herauszukommen…

 

In diesem Sinne: Bleibt neugierig aufeinander!


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