Das war ein Nebensatz - einfach so daher gesagt.
Aber er war so wichtig und richtig, dass ich ihn sofort in mein Notizbuch übertrug: Dazu muss ein Blog-Artikel her!!!
Und hier ist er! ;-)
Dieser kurze Satz fasst so gut zusammen, wie die meisten Schwierigkeiten, die neurodivergente Menschen immer wieder erleben, ganz leicht vermieden werden könnten!
Verständnis.
Denn was ich verstehen kann, kann ich dann auch akzeptieren. Und schon haben Ableismus und Co keine Chance mehr.
Denn: „Hey: Ich kann dich verstehen! Ich kann nachvollziehen, warum dieses oder jenes für dich gerade schwierig ist. Und weißt du was? Wenn das im Moment so schwer für dich ist, dann müssen wir das nicht machen. Nicht so, nicht jetzt, vielleicht auch überhaupt nicht.“
Und selbst wenn man nicht verstehen kann „warum“ etwas gerade schwierig ist… Es würde schon völlig ausreichen, wenn man versteht, „dass“ es gerade schwierig ist.
Denn nicht immer kann man die Gründe, die hinter einem Verhalten liegen erkennen oder verstehen - das muss auch gar nicht sein.
Ein Akzeptieren der Tatsache, dass die Dinge gerade so sind, wie sie nun mal sind, genügt oft völlig!
Wenn ich dich versteh´, ist´s nicht mehr schwierig.
Das bedeutet, sich Wissen anzuschaffen.
Warum ticken neurodivergente Menschen manchmal anders?
Warum flattert eine Person womöglich mit ihren Händen, wenn sie nervös ist?
Warum ist mein Kind oft so laut, obwohl es selbst geräuschempfindlich ist und sich ständig bei anderen über deren Geräusche beschwert?
Warum zieht Max bei jeder Gelegenheit sofort seine Socken aus?
Warum isst Melina nur weiche Lebensmittel?
Warum spuckt Liam die Kinder im Sandkasten an?
Jede dieser Verhaltensweisen hat jeweils einen guten Grund!
Wenn ich den verstehe, ist der Umgang mit den betreffenden Personen nicht mehr schwierig, denn dann kann ich störende Dinge vermeiden, passende Alternativen finden, gelassener reagieren und somit selbst weniger Stress aussenden.
Wenn ich dich versteh, ist´s nicht mehr schwierig.
Das bedeutet (nicht nur) für die neurodivergenten Menschen selbst: Erkläre dich.
Schau in ruhigen Momenten, in den genug Ressourcen für eine solche Arbeit vorhanden sind, mal genau hin:
Was stresst dich?
Was tut dir gut?
Was fährt sich runter?
Woran kannst du und die Menschen um dich herum merken, dass deine Kraft und Geduld vielleicht bald nicht mehr ausreicht und du eine Pause brauchst?
Wie kannst du dir dann Hilfe holen?
Erkläre, wie du Dinge wahrnimmst! Nicht jeder Mensch nimmt die Dinge so wahr wie du!
Wenn du deinem Lehrer klar machen kannst, dass sich Jeans auf deiner Haut anfühlen, wie flüssiges Feuer - dann ist es vielleicht doch möglich, dass du im Unterricht eine Jogginghose anbehalten darfst…
Wenn du deinem Chef begreiflich machen kannst, dass dir der Geruch der Kaffeemaschine Übelkeit verursacht, kann diese womöglich einen anderen Platz im Büro bekommen.
Wenn Deine Logopädin versteht, dass du zu Beginn eines Termins erst mal ein paar Minuten zum Ankommen brauchst, in denen du nicht reden und nicht gestört werden möchtest, könnt ihr vielleicht gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, wie man das Setting einer Therapiestunde an deine Bedürfnisse anpassen kann.
Und wenn du, trotz bester Bemühungen, immer nur auf ein: „Nein, das geht nicht!“ triffst… nun, dann sind das evtl. nicht die Menschen und Situationen, mit denen du dich langfristig umgeben solltest…
Aber das ist ein anderes, großes Thema - womöglich für einen weiteren Blog-Artikel. ;-)
In diesem Sinne: Bleibt neugierig aufeinander.
Denn: Wenn ihr den anderen versteht, ist´s nicht mehr so schwierig. ;-)
Commenti