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Janina Jörgens

Ein Praktikum zur Berufsfindung - Auf der Suche nach einem Platz im Leben


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Für einen meiner Klienten - nennen wir ihn Tom (Name geändert) stand ein Praktikum zur Berufsfindung an. Dies war nun mit 16 Jahren so vorgeschrieben und der Druck seitens der Schule (Förderschule für soziale und emotionale Entwicklung) wuchs Tag um Tag.


Tom selbst zog sich zunehmend zurück, er erstarrte förmlich vor Angst.

Er hatte keine Idee, was in einem Praktikum von ihm erwartet würde, wie es dort sein würde, auf welche Menschen er treffen würde.


Da er selbst keinen Praktikumsplatz finden konnte, wurde er in eine Lehrwerkstatt geschickt, welche in Kooperation mit der Schule zusammenarbeitet.


Lehrwerkstatt-Schmiede…


Ich beschreibe an dieser Stelle mal, was Tom für ein Mensch war/ist.

Tom war für seine 16 Jahre recht klein gewachsen und sehr, sehr dünn. Emotional war er noch weit von ‚Teenie‘ entfernt, seine Hobbys waren Comics zeichnen, in den Wald gehen, im Winter allein Schlitten fahren - naja und natürlich an der Konsole zocken. 😊

Tom sprach nur mit seiner Mutter und mir, sehr selten und nur in Notsituationen mit seinen Lehrerinnen. 

Tom ist äußerst lärmempfindlich.

Er ist Asperger-Autist.


Ich bat die Lehrer um Informationen, damit wir das Praktikum bestmöglich vorbereiten könnten. Eventuell zum Beispiel vorab schon einmal hinfahren, sich das Gebäude von außen betrachten, möglicherweise mit jemandem von der Werkstatt sprechen.


Tatsächlich wurde der Praktikumsbeginn so kurzfristig angesetzt, dass all dies nicht möglich war.


Wir erfuhren 3 Tage vorher das Datum…


Ich fragte in der Schule nach, ob er denn mit jemandem von der Schule mal im Vorfeld hätte hinfahren können. Dies wurde verneint. Man könne da nicht einfach vorbeischauen. Es sei ja eine große Halle mit vielen Menschen… das würde für zu viel Unruhe sorgen…


Große Halle… viele Menschen…. Schmiede… - das klang für mich nicht nach einem Wohlfühlort für Tom…


Nun gut - ich holte ihn am Morgen des Praktikumsbeginns ab und wir fuhren gemeinsam zu der angegebenen Adresse.


…und ich kann kaum in Worte fassen, wie wütend ich war, als wir dort ankamen!


Die Lehrwerkstatt lag keine 5 Minuten von Wohnort meines Klienten entfernt. Tom hätte also leicht mit seiner Mutter oder sogar selbst mit dem Fahrrad mal hinfahren können - so ihr die Adresse bekannt gewesen wäre.

Aber das Beste kommt erst noch!

Die Werkstatt hat eine riesige Fensterfront über ca. 40-50 Meter entlang des Fußweges an der Straße.


Ohne den betrieblichen Ablauf zu stören, hätte Tom also schon vorher mal in seinem Tempo Kontakt aufnehmen können….


All der Druck, die Unsicherheit, Sorgen und Ängste hätten leicht auf ein Minimum reduziert werden können….


Ich merke, wie mir selbst heute noch vor Wut die Hände beginnen zu zittern.


Menschen aus dem autistischen Spektrum benötigen oft einfach nur etwas mehr Zeit, Geduld, Vorabinformationen und Eingewöhnung.

Wenn man diese Bedürfnisse nicht anerkennt, die Bedenken nicht ernst nimmt und dennoch ein ‚normales Verhalten‘ erwartet, dann darf man über ein mögliches Misslingen nicht erstaunt sein…


Und Tom hätte so viel zu bieten!

Wir sind weiter auf Entdeckungsreise - hin zu seiner Nische, in der er sich bestmöglich weiterentwickeln kann!


Und wir werden sie finden!


Bleibt neugierig aufeinander! 🍀


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