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Meine Krone hat genügend Zacken… - vom „Nachgeben“ und „flexibel bleiben“ -

Janina Jörgens

Herz mit Krone


„Du musst eine Jacke anziehen!“

„Du hast dir das Spiel ausgesucht, jetzt spielen wir es auch zu Ende!“

„Nachtisch gibt es erst nach dem Essen.“

 

Ehrlich?

Warum?

 

Ich lese diese Sätze und spüre wie selbst in mir ein  - in diesem Rahmen vollkommen unnützer und sinnfreier - Widerstand wächst.

 

Wie erst fühlen sich die Kinder, an die diese Anforderungen gestellt werden?

Insbesondere Kinder, welche ein neurodivergentes Nervensystem haben, können solchen Befehlen oder Regeln oftmals nicht entsprechen.

 

Vielleicht haben sie ein anderes Temperaturempfinden.

Vielleicht können sie ihre Ressourcen noch nicht gut einschätzen.

Vielleicht können sie manche Lebensmittel nicht zu sich nehmen.

 

Und warum können erwachsene Menschen so oft nicht nachgeben?

 

Ich - für meinen Teil - bin mir bewusst, dass meine Krone eigentlich genügend Zacken haben müsste…

 

Ihr kennt sicherlich den Spruch: „Da bricht man sich doch keinen Zacken aus der Krone!“ - Soll heißen: „Gib halt mal nach, das wird dir keinen nachhaltigen Schaden zufügen!“ oder auch „Mach einfach mal!“

 

Ich bin der Meinung, dass im gegenseitigen Miteinander etwas gewaltig schiefläuft, wenn man sich als erwachsene Person im Kontakt mit einem Kind in Streitsituationen begibt, in offensive Argumentationen verstrickt, ein Machtgefälle aufbaut. 

Schlimm genug, dass offensichtlich viele erwachsene Menschen meinen, dass sie allein aufgrund der Tatsache, dass sie zufälligerweise bereits länger als ihr Gegenüber auf diesem Planeten wandeln, eine Autorität darstellen, Recht haben, Respekt verdienen.

 

Ganz ehrlich? Wir sind alle Menschen - oder? Große und kleine.

 

Große/ ältere Menschen haben sowieso eine gewisse Macht, allein, weil sie körperlich überlegen sind.

Zudem können sie einfach schon so viel mehr! Also sind sie eher in der Pflicht, den kleineren Menschen zu helfen und sie zu unterstützen…

 

Oder???

 

 

Vermutlich gelingt mir der Kontakt mit großen und kleinen PDA-Menschen allein deshalb meist leicht und scheinbar mühelos.

 

Meine Krone hat genügend Zacken. Selbst wenn da mal eine Zacke abbrechen sollte, wären immer noch mehr als genügend vorhanden!

 

Ich kann nachgeben. 

Ich kann ein anderes Spiel mitspielen.

Ich kann andere Spielregeln akzeptieren. 

Ich kann verlieren. 

Ich kann akzeptieren, dass aus dem geplanten Spaziergang heute vielleicht doch nichts wird. 

Ich bleibe mir meines Wertes als Mensch bewusst, auch wenn mir mein Gegenüber nicht zur Begrüßung „das gute Händchen“ reicht…

 

Denn ich als erwachsene Person habe durchaus Pflichten. 

Diese entstehen dadurch, dass ich größer bin, älter bin, stärker bin, bereits mehr erlebt habe - und dadurch vielleicht eine gewisse Weitsicht habe.

 

Also sollte ich sicherstellen, dass es meinem kleineren, schwächeren, jüngeren Gegenüber gut geht. Ich sollte helfen, wo Hilfe notwendig ist, schützen, wo Schutz notwendig ist und gönnen, wo ich gönnen kann!

 

Ist gar nicht schlimm! Macht sogar riesigen Spaß!

 

Denn wenn ich, wo gewünscht und benötigt, helfe, unterstütze, schütze und da, wo ich kann, gönne - passieren tolle Dinge!

Mein Gegenüber gewinnt an Sicherheit und durch diese Sicherheit wird auf einmal manchmal ganz viel möglich!!! 

Insbesondere für und mit neurodivergenten Menschen.

 

Weniger müssen müssen und mehr dürfen dürfen führt zu mehr wollen wollen und erstaunlich oft zu viel mehr können können! ;-)

 

Bleibt neugierig!

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