Burnout - mit 8 Jahren
- Janina Jörgens
- 1. Apr.
- 3 Min. Lesezeit

Burnout mit acht Jahren…
Und ich kann nicht sicher sagen, dass dies der erste Burnout war, in den Ben geraten war.
Es begann wie immer schleichend.
Bis zum Beginn der Schulzeit war Ben ein fröhliches, neugieriges, sehr aufgewecktes und quirliges Kind.
Seine Diagnose, Autismus und ADHS, bekam er mit knapp sieben Jahren. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sechs Monate die Schule besucht oder sagen wir besser, er hat es versucht.
Schon vom ersten Schultag an begann Ben, sich zu verändern.
Ben verschloss sich mehr und mehr, verkroch sich in seinem Zimmer, wollte seine Freunde nicht mehr besuchen und auch nicht mehr zu Oma und Opa in ihren großen Garten fahren. Er begann, Ängste und Zwänge zu entwickeln, deren Entstehung sich seine Eltern nicht erklären konnten. Sein Tablet wurde zu seinem ständigen Begleiter, er verlor sich stundenlang in den medialen Welten.
Die Eltern erkannten ihr Kind nicht mehr wieder.
Irgendwann sagte die Schule: „Wir sehen bei Ben autistische Züge. Bitte lassen Sie eine Diagnostik vornehmen, damit wir ihn hier in der Schule besser unterstützen können.“
Das Hilfsangebot klang gut, wenn auch die Möglichkeit einer solchen Diagnose zunächst sehr bedrohlich für Bens Eltern wirkte.
Die Diagnose Autismus wurde schnell gestellt und auch die Zusatzdiagnose ADHS ließ nicht lange auf sich warten.
Ben sollte eine Schulbegleitung bekommen, was sich jedoch - wie so oft - mehr als schwierig gestaltete. Erst nach einem Jahr wurde eine Bewerberin gefunden.
Ben war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon in einem so dauerhaft überreizten Zustand, dass er sie nicht als Hilfe akzeptieren konnte.
Ben sollte Autismustherapie bekommen.
Die Wartezeiten hier lagen jedoch zwischen 2 und 3 Jahren…
Die Situation in der Schule und auch zu Hause eskalierte immer häufiger.
Ständig geriet Ben in der Schule in Schwierigkeiten, er konnte nicht still sitzen, konnte den schulischen Inhalten nicht folgen, wurde in Streitigkeiten und Schlägereien auf dem Schulhof verwickelt.
Ben geriet wegen Kleinigkeiten in Meltdowns, war im Anschluss daran wütend auf sich selbst. Er war dauerhaft erschöpft und müde, fand dennoch niemals in den Schlaf.
Ben wollte morgens nicht mehr aufstehen, wollte nicht mehr in die Schule gehen. Tatsächlich war er immer häufiger krank.
Bei einer Kontrolluntersuchung beim Kinderarzt äußerte sich Bens Mutter besorgt über seinen Zustand. Sie erwähnte, dass er mittlerweile sogar das Essen und Trinken immer mehr einschränken würde und tatsächlich in den letzten Wochen sogar an Gewicht verloren hätte.
Bens Mutter hatte sich Hilfe erhofft, stattdessen bekam sie einige Tage später eine Information vom Jugendamt, dass eine Meldung bezüglich einer möglichen Kindeswohlgefährdung vorliege und man sie zu Hause besuchen wolle, um sich von Bens Wohlergehen zu überzeugen.
Was dann folgte, war eine schier irrwitzige Odyssee für Ben und seine Eltern.
Und leider ist dies nur eine von unzähligen Geschichten, wie sie jeden Tag passieren.
Wäre das, was Ben und seinen Eltern passiert ist, zu verhindern gewesen?
Ich weiß es nicht, aber an vielen Stellen hätte es sicherlich besser laufen können!
Ben hätte besser unterstützt werden können, wenn sich zeitnah eine gut ausgebildete Schulbegleitung gefunden hätte.
Ben hätte von einem breiteren Wissen rund um Themen wie Autismus, ADHS, Neurodivergenzen, autistischer Burnout bei seinen Lehrer/Innen profitieren können.
Ben hätte schneller zur Ruhe kommen können, wenn eine Reduzierung der Anwesenheit in der Schule leichter möglich gewesen wäre.
Bens Eltern hätten ihn ruhiger unterstützen können, wenn sie sich parallel nicht mit Klageschreiben hätten beschäftigen müssen.
Ben hätte sich schneller erholen können, wenn ihm die notwendige Zeit dazu eingeräumt worden wäre.
Ben hätten weitere Traumata, wie sie bei einem erzwungenen Klinikaufenthalt schließlich noch dazu kamen, erspart bleiben können…
Ich werde in diesem Format weitere Geschichten von Ben mit euch teilen. Ben und seine Familie sind damit einverstanden, denn sie möchten zur Aufklärung beitragen. Dennoch fürchten Sie noch immer weitere Repressalien, so dass wir hier die Geschichte anonym beziehungsweise mit geänderten Namen erzählen.
Tragt zur Aufklärung bei und teilt solche Geschichten.
Es muss sich einiges ändern!!!
Bleibt neugierig!
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